Tourenskistöcke – die sind doch alle gleich!
Weit gefehlt! Das dem nicht so ist beweist LEKI mit dem Aergon Lite II Carbon. Mein erster Tourenstock war bereits ein LEKI – mit dem ich mehr als zufrieden war. Zwischendurch wechselte ich zu einem anderen Hersteller, wo ich ebenfalls zu einem Modell mit erlängerten Griffen gegriffen habe. Insbesondere beim Verschluss gab es mehrfach Reklamationen, was sehr ärgerlich ist, da bei einem Tourenstock gerade der Verschlussmechanismus essentiell ist.
Was ist bei einem Tourenstock für den Wintereinsatz zu beachten:
- Breite Schneeteller (Durchmesser) – wenn möglich flexibel beweglich
- 2 Segmente – dadurch unterschiedliche Längen möglich und Packmaß beim Klettern nicht zu groß
- Verschluss, der sich leicht verstellen lässt, einfach ohne Werkzeug verstellen lässt und bombenfest hält
- Griff mit angenehmen, verstellbaren Handschlaufen, die im Idealfall eine Sicherheitsauslösung aufweisen
- Gewicht
- Ggf. wechselbare Teller
All diese Eigenschaften weist der Leki Aergon Lite II Carbon auf. Geliefert wird mit einer sehr scharfen, abgewinkelten Spitze und weißen asymmetrischen Tellern sowie klassischen schwarzen Schneetellern als Wechselzubehör. Diese Spitzen sowie Teller wirken sich insbesondere bei eisharten After-Work Pistenskitouren sehr positiv aus und bieten tollen Grip bei wenig Widerstand. Einziges Manko ist das unwesentlich aufwändigere Handling von bestimmten Dynafitbindungen (Steighilfe mit Drehfunktion hinten bzw. Verriegelungshebel vorne). Ist aber halb so dramatisch und man gewöhnt sich schnell daran.
Wer die weißen „Pistenteller“ nicht benötigt kann – so wie ich – standardmässig die schwarzen Schneeteller aufschrauben und ist damit sowohl im Backcountry als auch auf der Piste gut gerüstet. Bei steileren Hängen sind die weißen Pistenteller sicherlich von Vorteil. Der Tellertausch ist bequem in wenigen Minuten dank Dreh-/Schraubmechanismus ohne Werkzeug möglich.
Der Stock besteht aus 2 Segmenten wobei sich die Länge stufenlos variabel verändern lässt (110-145cm). Bei 192cm Körpergröße verwende ich normalerweise 130cm für den Aufstieg und 125 für die Abfahrt – das ist jedoch sehr subjektiv. Jedenfalls bietet der Stock genügend Reserven in der Längenverstellbarkeit – auch für groß gewachsene Speed-Ski-Bergsteiger. Als Verschluss setzt Leki auf das hauseigene Speed-Lock-System. Der Arretierhebel lässt sich auch mit dicken Handschuhen leicht bedienen. Sollte der Verschluss zu locker sein so befindet sich auf der anderen Seite eine Verstellschraube, die sich ebenfalls ohne Werkzeug bedienen lässt.
Das Herzstück der Aergon Stöcke sind die „Thermo Long Griffe„. Diese sind ergonomisch geformt und liegen selbst in stundenlangem Einsatz traumhaft in der Hand. Im Wintereinsatz empfehle ich immer lange Griffe, denn diese erleichtern gestalten den Aufstiegskomfort gewaltig. Klar könnte man den oberen Stockteil auch ohne Griff in der Hand halten – allerdings werden die Handschuhe dann schneller feucht, das Material ist kalt und die Grifffestigkeit weniger gut. Ein Detail hat mir bei der Vorgängerversion eine Spur besser gefallen: ca. 12cm unterhalb des oberen Griffteils befand sich eine kleine Ausbuchtung, auf der die Handballen aufgelegt werden konnten. Auch das ist sehr subjektiv und wahrscheinlich reine Gewöhnungssache.
Die Griffe sind mit einer weichen Neopren-Handschlaufe mit Sicherheitsmechanismus ausgestattet. Dieser Mechanismus erlaubt die einfach Längenverstellung der Schlaufe und sofern große Kräfte auftreten öffnet sich die Schlaufe und gleitet somit in der Theorie leichter aus der Schlaufe. Nachdem ich niemals mit Händen in den Schlaufen abfahre kann ich zu diesem Feature wenig sagen, aber Idee und Funktionsweise machen einen sehr durchdachten Eindruck!
Das Produkt macht einen qualitativ herausragenden Eindruck. Die Verarbeitung ist top, als Materialien kommen Alu für das Oberrohr und Carbon für das Unterrohr zum Einsatz. Das spart Gewicht und ist trotzdem stabil. Wer – so wie ich – mehr im Backcountry unterwegs ist sollte zur Version dieses Stocks mit normaler Spitze und großen, flexiblen Schneetellern greifen. Der Vorteil ist einerseits, dass sich die Teller durch ihre Beweglichkeit der Hangneigung anpassen (kleines, aber feines Detail!) und andererseits die etwas längere, weniger scharfe Spitze, die zusätzlich das Handling mit Dynafitbindungen erleichtert.
Alles in allem handelt es sich beim Leki Aergon Lite II Carbon um DEN Tourenstock für den Wintereinsatz schlechthin. Der Vorgänger hat mir über hunderte Touren hinweg beste Dienste geleistet und ich bin sicher, nun einen würdevollen Nachfolger mein Eigen nennen zu dürfen. Einen Nachteil hat der Stock: Man wird nie wieder mehr einen anderen verwenden wollen ;-)
Vielen Dank an dieser Stelle an LEKI – weitere Informationen findet ihr unter www.leki.at.
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