Skitouring-Season is on! Tipps für Bregenzerwald, Silvretta & Stubaier

Prolog

Panico Kletterliteratur erfreut sich bereits seit vielen Jahren großer Beliebtheit. Kein Wunder, decken sie doch die gängigen Gebiete in den Ostalpen ab – und das in einer durchgehend hohen Qualität. Wir haben einige aktuelle – teilweise druckfrische – Führer einem ersten Review unterzogen. Wer sich also für Klettereien in Vorarlberg, dem Allgäu oder dem Maltatal interessiert, sollte unbedingt weiterlesen.

Allgemeine Infos

Autor: Diverse
Verlag: Panico Alpinverlag
Kategorie: Alpinliteratur, Führer
WWW Link:  www.panico.de
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Transparency

Danke an dieser Stelle für die wertschätzende Zusammenarbeit mit dem Panico Alpinverlag, der uns die Produkte kostenlos zur Verfügung gestellt hat. Da wir in der glücklichen Lage sind, von solchen Kooperationen finanziell nicht abhängig zu sein, können wir neutral testen und berichten.

Review

Allgemeines zu den Führern von Panico

Die Panico Skitourenführer folgen alle demselben Schema: Einteilung in große Regionen, die wiederum in kleine Gebiete heruntergebrochen werden. Dann gibt es meist Gebietsskizzen zur groben Orientierung. Die eigentlichen Routenbeschreibungen sind knackig und beinhalten die wesentlichsten Infos (HM, Exposition, Seehöhe, etc.) sowie eine kurze Routenbeschreibung. Zur Veranschaulichung finden sich meist Farbfotos mit den einzeichneten Routen samt Abfahrtsalternativen.

Die Bücher passen aufgrund des kompakten Formats in jeden Rucksack. Trotzdem ist unsere persönliche Empfehlung, Kopien vom gewählten Gebiet bzw. der geplanten Route mitzuführen und/oder diese vorab mit dem Smartphone abzufotografieren. Das reduziert einerseits das Tragegewicht und schützt den Führer vor Wettereinflüssen, Verlust, o.ä. Das Büchlein selbst bleibt als Backup ins Auto – dann kann man noch umplanen, sofern sich kurzfristig etwas ändert.

In diesem Review schauen wir uns folgende Bücher genauer an:

GPS Tracks zum Download

Viele der aktuellen Panico-Führer bieten mittlerweile auch GPS Tracks zum Download an. Das funktioniert zusammengefasst so:

In der hinteren Umschlagklappe der „kompatiblen“ Guidebooks befindet sich eine Hinweisbox mit dem Download-Link samt Code. Der Link führt in den Shop, wo man das dazugehörige „Produkt“ GPS-Tracks in den Warenkorb legt. Dann zum Checkout, Code eingeben, bestellen und unter „Meine Downloadartikel“ können die Dateien kostenlos geladen werden. Einzige Hürde ist die Erstellung eines Benutzerkontos, aber auch das ist schnell erledigt. Dafür erhält man dann eine gepackte ZIP-Datei mit sämtlichen Tracks des jeweiligen Führers. Die Tracks insgesamt 5x downgeloaded werden. Sofern ist man auch bei einem Systemabsturz ohne Backup auf der sicheren Seite.

Klingt ein wenig kompliziert – ist es aber nicht! Der Download klappt innerhalb weniger Minuten.

Skitourenführer: Bregenzerwald

Für uns ein ganz besonderes Buch – und zwar aus zwei Gründen:

  • Erstens leben wir in Vorarlberg und sind daher recht oft im „Woid“ unterwegs.
  • Zweitens heißen die Autoren Rainer sowie Anton Kempf – womit uns neben der Leidenschaft fürs Skitourengehen auch der Nachname verbindet 😊

Der Bregenzerwald ist bekannt für g’schmackigen Käse, architektonisch ansprechendem Holzbau (früher mit Schindeln, heute dominieren klare Linien) und dem markanten Dialekt der Einheimischen. Für WintersportlerInnen viel wichtiger ist, dass es sich aufgrund der besonderen Topografie um ein „Schneeloch“ handelt, wo trotz der relativ geringen Höhenlage meist große Mengen an Schnee abgeladen werden.

Ein weiterer Vorteil ist das gutmütige Gelände mit vielen Grashängen und Almen. Deutlich weniger steil als die Klassiker im benachbarten Allgäu finden sich in sämtlichen Expositionen tolle Abfahrtsmöglichkeiten. Wer nun denkt, dass es hier nur easy und gemütlich ist, liegt allerdings ebenso falsch: Je weiter man sich vom Bodensee her kommend Richtung Osten vorarbeitet, desto rassiger werden die Touren. Dazu gehören steile, felsige Klassiker wie der Widderstein nahe des Hochtannbergpasses bis hin zu weniger namhaften Gipfeln wie dem Weißen Rössle im Walsertal.

Gebiets-mäßig umfasst der Führer die relevantesten Anstiege ab der Achse Alberschwende-Bödele-Furkajoch-Sonntag bis zur Valluga ganz im Osten. Besonders ins Auge gestochen ist uns das Kapitel „Durchquerungen“. Hierunter versteht das Autorenteam Tagesunternehmungen mit unterschiedlichen Start- sowie Zielpunkten. Dank guter Bus-/Bahnverbindungen funktioniert die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln in Vorarlberg generell sehr gut. Fazit: Gerne mehr Durchquerungen und evtl. auch mehrtätige Routenvorschläge.

Skitourenführer: Silvretta

Schon Altmeister Ernest Hemingway verbrachte viel Zeit in der Silvretta und schätzte die vielfältigen Möglichkeiten, die diese (damals noch einsame) Gegend im Winter bietet. Wer auch nur ansatzweise die Ausrüstung kennt, mir der die WintersportlerInnen damals unterwegs waren, wird sich ehrfürchtig vor den damaligen Leistungen verneigen:

(Sicherheits-)bindung: Fehlanzeige!
Komfortable Felle mit hervorragenden Klebe- und Gleiteigenschaften, die zudem kaum Feuchtigkeit aufnehmen: Fehlanzeige!
Leichte Allwetter-Bekleidung: Fehlanzeige!

Zurück zum eigentlichen Thema: Das Grenzgebirge Silvretta liegt im Dreiländereck und erstreckt sich vom hinteren Montafon, nördlich der Schweizer Orte Klosters, Guarda sowie Scuol bis zum Samnaun bzw. der weltbekannten Skiarena Ischgl im Osten. Flächenmäßig ist die Silvretta gar nicht so groß (zB im Vergleich zu Schweizer Gletscherregionen), jedoch lässt das, was sich darin verbirgt, das Skitourenherz rasch schneller schlagen. Wir persönlich sprechen dabei gerne von unserem großen Abenteuer-Spielplatz quasi vor der Haustür. Einfach-mittel-schwierig, flach-gemäßigt-steil, kurz-mittel-lang: hier ist alles möglich!

Piz Buin und Dreiländerspitze sind sicherlich DIE heiß begehrten Gipfelziele, auf denen jede/r SilvrettabesucherIn einmal im Leben gestanden sein sollte. Wohl gemerkt: Der Gipfelaufstieg auf letzteren bietet anspruchsvolle Felskletterei und ist gestandenen AlpinistInnen vorbehalten. Die Zugänglichkeit von allen Seiten bringt es mit sich, dass die alpinen Stützpunkte meist gut gebucht sind. Aufgrund der wirklich vielen Tourenoptionen verteilen sich die Gruppen in der Regel meist gut, und man erlebt insbesondere in der Vor- oder Nachsaison nach wie vor einsame Tage im unberührten Schnee. Wer übrigens mal einen richtig großen Skikeller sehen möchte, sollte sich die Jamtalhütte (übrigens ein beliebter Ausbildungsstützpunkt der Bergrettung sowie Alpenvereinskurse) nicht entgehen lassen. Einfach nur beeindruckend, was hier los ist…

Spannend ist die Anreise durchs Montafon inkl. Auffahrt mit der Vermuntbahn und Weiterfahrt mit dem Tunnelbus. So etwas erlebt man nicht oft. Die Kombination von Stauseen und Hochgebirge hat ebenfalls Charme, wenngleich es dadurch mittlerweile etwas aufwändiger wurde, beispielsweise von der Bielerhöhe zur Wiesbadener Hütte zu gelangen (bzw. retour). Früher ging das auf direktem Weg über den zugefrorenen See, über den man „skaten“ konnte – heute muss man durch den Fußgängertunnel mit etwas Auf und Ab. Schade übrigens, denn aufgrund der damaligen Seeloipe kam viele internationale Sportmannschaften zum Höhentraining hier her.

Ein Tipp am Rande: Unbedingt aufs Handy und insbesondere aufs deaktivierte Datenroaming achten, denn das kann im Schweizer Netz rasch teuer werden.

Skitourenführer: Stubaier Alpen

Die Stubaier – ein wahres Eldorado für SkitourengeherInnen! Vor allem wenn man die entsprechenden Fähigkeiten sowie Kondition mitbringt. Das Stubai beschränkt sich nicht nur auf das Stubaital, sondern beschreibt vielmehr das gesamte Gelände zwischen Ötztal, Inntal, Brenner und Südtirol. Klingt nach viel – ist es auch! Das Gebiet ist schlichtweg RIESIG, weshalb der Führer starke 320 Seiten füllt. Die geografische Unterteilung geschieht hier einerseits über die Täler und andererseits über eine Auswahl der wichtigsten Hütten, um die herum meist unzählige Tourenziele verstreut liegen. Dazu gehören u.a. die Franz-Senn-Hütte, Winnebachseehütte, Ambergerhütte, oder das Westfalenhaus.

Vielfach erfolgen die Hüttenzustiege über Forststraßen – d.h. relativ flach, lang und lawinensicher. Vorteil: Zustiege sind meist noch am späten Nachmittag nach erfolgter Anreise gut möglich. Mario hat zu Anfang seiner Skitourenzeit zahlreiche Wochenenden in der Region verbracht und dabei meist Freitag-Sonntag-Rundtouren geplant. Hier hilft der Überblick mittels Alpenvereins-Karte, die in Verbindung mit guter Führerliteratur (wie beispielsweise den vorliegendem Panico Guidebook) und etwas Planungskreativität zu genialen Winterwochenenden führt!

Ein weiterer Vorteil der gut zugänglichen Hütten ist, dass im Frühjahr der Zustieg oftmals mittels MTB verkürzt werden kann. Apropos Frühjahr: das ist sicherlich DIE Paradezeit im Stubai, denn es locken unzählige steile Firnklassiker, die im Hochwinter heikler sind. Heutzutage werden viele dieser Frühjahrstouren bereits deutlich früher gemacht. Ob das gut oder schlecht ist darf jede/r für sich beurteilen.

Trotz der Größe des Gebiets tummeln sich an den bekannteren Gipfeln und Hütten an schönen Wochenenden viele Leute. Das ist sicherlich der guten Erreichbarkeit aus dem Großraum Innsbruck sowie Süddeutschland (Rosenheim, München, …) geschuldet. Taktisch klug ist es daher, antizyklisch (am besten unter der Woche) unterwegs zu sein, oder am Wochenende früh am Parkplatz zu sein. Oder natürlich die Anreise mit den öffentlichen Verkehrsmitteln, was zugegeben aufgrund der langgestreckten Täler länger dauern kann. Dafür kommt man relaxt an und entschleunigt bereits auf diesem Weg.

Was Anspruch, Exposition, Dauer, Distanz oder Steilheit betrifft findet sich im Stubai wirklich ALLES. Die einfacheren Klassiker wie Zischgeles sind dabei praktisch immer gespurt und in der Abfahrt teilweise pistenmäßig verspurt. Nichtsdestotrotz finden sich bei genauem Hinsehen immer spannende Varianten, die weniger begangen sind – viele davon sind auch in diesem Guidebook beschrieben.

Fazit

„Wow! Damit bringt Panico sein ohnehin sehr umfangreiches Sortiment auf den neuesten Stand – in gewohnt hoher Qualität.“

Das Panico-Angebot an Guidebooks steigert sich gefühlt jedes Jahr aufs Neue und legt an Detailliertheit ordentlich zu. Im deutschsprachigen Alpenraum sind mittlerweile de facto alle wesentlichen Spots mit Führern erfasst. Das Layout ist zeitgemäß, der Aufbau durchgängig und logisch, die Topos und Informationen zu 90% standardisiert. Kommt man mit einem beliebigen Panico-Buch zurecht, so wird man sich in Nullkommanichts auch in einem anderen zurechtfinden. We like!

Schön ist außerdem, dass der Schritt in die Digitale Welt gemacht wurde.