Nach rund einem Jahr haben wir (Nicola, Bernhard & ich) es endlich wieder einmal auf ein gemeinsames Tourenwochenende geschafft. Nachdem das letzte ein wenig unschön (Heli-Ausflug aus den Stubaier Alpen) endet habe ich mich umso mehr auf dieses gefreut :-) In alter Tradition haben wir uns für einen Winterraum in den Ostalpen entschieden: Das Hohenzollernhaus im Kaunertal bietet laut Internet Nachforschungen einen super Raum, der seinem Ruf mehr wie gerecht wurde. Aber der Reihe nach: 

Freitagnachmittag geht’s mit dem Auto (per Öffis ist die Anreise leider kaum sinnvoll möglich) durch den Arlberg ins Kaunertal. Nachdem wir uns für den Anstieg übers Skigebiet des Kaunertaler Gletschers entschieden haben fahre ich die Panoramastraße (pro KM 1 EUR = 22 EUR Maut) am leeren Stausee vorbei zum untersten Lift. Von dort kann man noch 4 Kehren höher fahren und auf dem kleinen Parkplatz am Eingang des Riffeltals parken. Als der Rucksack fertig gepackt und geschultert ist merke ich, dass es unten raus tropft –> einer der Tetrapak-Rotweine hat unsanfte Bekanntschaft mit den Steigeisen gemacht und den Rucksack geflutet. Ggrrrrrrrrrr. Alles ausräumen, ausleeren, die Sachen in Plastikbeutel wieder in den Rucksack schlichten und eine halbe Std. später Aufbruch. Skispur ist vorhanden, aber die Hälfte des Aufstiegs praktisch nutzlos, da ich ständig einbreche. Da helfen auch die neuen, 1.93er Ski wenig…

Nach 2 Std. stehe ich im Riffljoch – hinter mir ziehen dunkle Wolken auf, also nichts wie runter. Glücklicherweise ist die Sicht ok und die Abfahrt nicht allzu schwer. Auf 2.600m Seehöhe macht es Sinn, sich ganz links zu halten (danke Bernhard für den Hinweis auf meiner Mobilbox!) und so geht es durchgehend über Schnee zur Hütte. Nach einem herzlichen Empfang geht es ans Auschecken der Hütte: ein Extra-Häuschen mit einem großen Wohn-/Koch-/Schlafrauf mit Platz für gut 10 Personen, super Ofen, tiptop Ausstattung, separater Außentoilette, Holz en Masse, und, und, und. Dieser „Winterraum“ ist kein Winterraum sondern ein absolutes Juwel in den Ostalpen, das mich bzw. uns sicherlich noch oft beherbergen wird!

Ganz in alter Manier wird wieder einmal groß aufgekocht und wir machen uns an die Tourenplanung für den nächsten Tag.

Samstagfrüh starten wir gemütlich um kurz nach 08:00 übers Hintere Bergl auf den mittleren Seekarkopf. Die Aufstiegsroute ist einfach und leicht zu finden – nur die letzten 150hm sind etwas anspruchsvoller und verlaufen entlang des Grats. Die Sonne meint es gut mit uns und so erreichen wir (oder zumindest ich;-)) im T-Shirt den Gipfel. Viel Fernsicht gibt es heute nicht, denn rund um uns hängen die hohen Berge in dichten Wolken. Es scheint als hätten wir das einzige Sonnenplatzerl in der näheren Umgebung gefunden – yey. Gegenüber sehen wir den Glockturm, der seinem Namen absolut gerecht wird und auch die übrigen Gipfel laden vielversprechend ein. Obwohl das Gebiet auf der Karte wenig vielversprechend aussieht offenbaren sich uns unzählige Tourenmöglichkeiten – in sämtlichen Schwierigkeitsgraden.

Die Abfahrt verläuft besser als erwartet in teilweise gutem Firn. Weiter unten ist der Schnee leider komplett durchfeuchtet aber das macht nach diesem genialen Tag überhaupt nichts. Am frühen Nachmittag sind wir wieder bei der Hütte, lüften unsere Sachen in der Sonne und chillen verdient in den Abend. Natürlich darf auch die obligatorische Partie „Siedler“ nicht fehlen bevor Bernhard aus wenigen Zutaten leckeres Thunfisch-Risotto zaubert.

Sonntag meint es das Wetter leider schlecht mit uns: Die Wolken hängen tief und es regnet leicht auf 2.100m. Nachdem der Frühjahrsputz auf der Hütte beendet ist starten wir bei mäßiger Sicht Richtung Riffljoch. Das Terrain sieht heute irgendwie ganz anders aus als am Freitag, aber wir finden trotzdem gut hoch. Den ursprünglichen Plan (Aufstieg auf den Glockturm) verwerfen wir einstimmig aufgrund der unwirtlichen Verhältnisse. Die Abfahrt zum Parkplatz wäre unter normalen Umständen (Firn, Powder) ein wahrer Genuss – heute leider nicht. Ist aber egal, denn wir hatten trotzdem ein geniales Wochenende, dass wir in der Pizzeria Rustica bei leckerer Pizza ausklingen lassen.

Fazit: Hohenzollernhaus – we love you! Meines Erachtens sicherlich unter den Top3 Winterräumen der Ostalpen (zumindest von jenen, die ich bisher kennenlernen konnte). Der Wirt scheint die Hütte sehr liebevoll zu führen (viele kleine Details, die positiv hervorstechen). Tourenmöglichkeiten in Sommer und Winter en Masse und das ganze in grandioser Kulisse. Bergherz, was willst du mehr?!


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GPS Track Tag3: