Nach dem eher mäßig befriedigenden Sommer freuen wir uns wohl alle auf einen goldenen Herbst. Trotz des überschaubaren Wetterberichts machen wir uns Freitagfrüh auf den Weg nach Vent im Ötztal. Geparkt wird beim Sessellift, von wo aus wir auf dem markierten Wanderweg zum Ramoljoch steigen. Auf der anderen Joch-Seite steigen wir rund 100hm (im oberen Teil mit Drahtseil und Eisenklammern versichert) auf den Ausläufer des Ramolferners. Wir deponieren einen guten Teil des Gepäcks und machen uns mit deutlich leichteren Rucksäcken durch den Nebel auf den Weg zum Joch westlich des Nördlichen Ramolkogels (=Anichkogel).
Samstag – Nördlicher Ramolkogel
Nach einer Stärkung steigen wir in den Grat, der uns unschwierig (Ier Gelände, evtl. zwei IIer Stellen) auf den Mittleren Ramolkogel führt. Weiter geht’s über den Grat auf den Nördlichen Ramolkogel (3.549m) – unsere heutiges Tagesziel. Das Klettern macht richtig Spaß, das Blockgelände gut zu gehen und keine unangenehmen Platten, die den Adrenalinspiegel erhöhen würden. Die einzige Überraschung ist, dass der Grat gefühlt nicht enden will, sondern immer einen neuen Aufschwung parat hat – aber das passt uns gut denn wir sind voll motiviert. Ein strahlendes Kreuz bietet der Gipfel zwar nicht, aber zumindest ein kleines, selbst-gemachtest Holzkreuzchen. Nachdem die Wolken das eigentlich traumhafte Panorama verhüllen machen wir uns bald an den Abstieg, wobei wir uns kurz vorm Mittleren Ramolkogel vertun und in die falsche Richtung absteigen. Macht aber nichts, denn auch auf diesem Weg gelangen wir zum Ramolferner, der uns mit einem kleinen, ungeplanten Abstecher zurück zum Materialdepot führt. Ab dort ist es nur noch ein kurzer Marsch zum Ramolhaus, das wir ziemlich durchnässt rechtzeitig zum Abendessen erreichen. Gäste sind heute nur wenige auf der Hütte und so beziehen wir nach dem äußerst schmackhaften Abendessen (Spinatknödel mit Kraut und Salat) zu zweit unser 6er Lager.
Sonntag – Schalfkogel
Um kurz nach 7 Uhr bevölkern wir die Stube und bedienen uns ausgiebig am üppigen Frühstücksbuffet. Eine Stunde später starten wir im Nebel von der Hüttenterrasse. Heute steht der Schalfkogel auf dem Programm, auf den mehrere Anstiege führen. Wir entscheiden uns für jenen mit den meisten Gratpassagen, also steigen wir wenige HM von der Hütte nach Südwesten ab und suchen einen Weg auf den Grat. Dank GPS finden wir direkt zum Spiegeljoch, von wo aus wir über den überraschend trockenen Grat via Firmisanschneide zum Firmisanjoch steigen. Ab ca. 3.300m Seehöhe wechseln wir auf Steigeisen und steigen über eine Firnflanke bis knapp unterhalb des Schalfkogels. Die letzten Meter führen wieder über Fels zum Gipfel auf 3.537m. Wir steigen ca. 150hm zum Schalfkogeljoch ab, von wo aus Eisenstangen den Weg zum nördlichen Schalfferner weisen. Die letzten Meter sind mit Stahlseilen und Klammern gesichert. Seilfrei rutschen wir den Gletscher so weit ab wie möglich und suchen den etwas versteckten Pfad hinunter zum Schalfbach. Diesem folgen wir eine gefühlte Ewigkeit zur Martin-Busch-Hütte, von wo aus ein Fahrweg zurück nach Vent führt.
Fazit
Wieder einmal eine absolute Hammertour! Abwechslungsreich, abenteuerlich, fordert zeitweise den Orientierungssinn und permanent die Konzentration. Das Ambiente ist absolut hochalpin und erinnert vielfach an die hohen Berge in der Schweiz. Mit den Bedingungen hatten wir – bis aufs Wetter – wirklich Glück und dementsprechend waren wir praktisch alleine unterwegs. Einzig negativ bleibt der ewig lange Hatscher über die Martin-Busch-Hütte in Erinnerung – aber auch das gehört bei so einer Unternehmung dazu :-)
GPS Track SA:
GPS Track SO:
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