Verlängertes Wochenende, Wetterbericht medium, Schneehöhen medium – also auf in höhere Gefilde. Vielleicht etwas unorthodox entschließen Sabine und ich uns, die Venter Runde in etwas abgespeckter Variante zu versuchen. Freitagnachmittag treffen wir am Eingang des Ötztals und fahren mit einem Auto in den hintersten Winkel nach Vent. Vom leeren Parkplatz spuren wir den Sommerweg bis zur Martin-Busch-Hütte, die wir nach knapp über 2 Std. erreichen. Den Winterraum haben wir für uns alleine, machen es uns gemütlich, setzen parallel zu den obligatorischen Nudeln Glühwein auf und bereiten wenig später unser komfortables Nachtlager.
Samstag – Finailspitze
Am nächsten Morgen verlassen wir kurz vor 9 Uhr unsere Bleibe Richtung Similaunhütte. Rund 1 km vor der Hütte verlassen wir den Talgrund und spuren rechterhand den Hang hoch bis zur Ötzi-Fundstelle. Während wir in der Sonne jausnen beobachten wir einige Bergsteigerkollegen, die über den Normalweg die Finailspitze besteigen. Wir steigen links des Hauslabjochs hoch und rücken dem Gipfel mit Ski auf dem Rucksack via Nordostgrat zu Leibe. Die Wühlerei durch den Schnee stellt sich als recht kraft- und zeitraubend heraus – ist es aber allemal wert. Happy erreichen wir das Kreuz und erfreuen uns am tollen Ausblick zu Weißkugel, Wildspitze und Co. Aufgrund des fast unverspurten Gletscherhangs und des tollen Pulvers entschließen wir uns dazu, über den Aufstiegsweg zum Hauslabjoch und über den Hochjochferner abzufahren. Diese Entscheidung stelle sich als goldrichtig heraus und so stehen wir wenig später im Talgrund. Nach der wohlverdienten 2. Jause machen wir uns auf den Weg zum Rif. Bellavista („Schöne Aussicht“), das wir rund 1.5 Std. später erreichen. Auf der Hütte werden wir wie gewohnt bestens verköstigt und genießen die Ruhe im nicht einmal zum Drittel gefüllten Lager. Einziger Vermutstropfen ist, dass die Hütte seit der letzten Saison die Preise nach oben geschraubt hat – aber dafür stimmt die Qualität und Leistung :-)
Sonntag
…sollte uns eigentlich die Sonne von der Früh weg begleiten, aber leider hält sich das Wetter nicht an die Prognose. Eisiger Wind empfängt uns vor der Tür und läd zwar nicht zum Tourengehen ein – aber was soll’s. Über die Standard-Route steigen wir bis südwestlich vom Hinteren Eis, wo wir die – zum Glück kleine – Wechte locker abfahren können. Die weitere Abfahrt ist Powder pur – leider zu kurz. Am Hintereisferner lassen wir einen Gutteil unseres Gepäcks zurück und steigen gemeinsam mit 4 anderen Tourengehern der Weißkugel entgegen. Beim Hintereisjöchl wird nochmals pausiert bevor es an den Gipfelsturm geht. Einige Seilschaften kommen uns entgegen und berichten über widrige Bedingungen am höchsten Punkt des Ötztals. Wir lassen uns nicht beirren und steigen zum Vorgipfel, wo wir Skidepot machen. Mit Steigeisen stapfen wir zum Gipfelkreuz, wo wir uns jedoch aufgrund des Windes und Null Sicht nur kurz aufhalten. Der Rückweg gestaltet sich problemlos und unterhalb des Hintereisjöchls macht das Schwingen im Pulver richtig Spaß. Spalten sind übrigens nur bei der kleinen Bruchzone zu sehen und lassen sich gut umfahren.
Am dem Materialdepot wird’s mangels Spur mühsam und wir müssen ab 2.700m Seehöhe wieder für die „Abfahrt“ anfällen. Kurz vor erreichen des Bachs können wir nochmals auf Skimodus wechseln bevor wir uns an den langen Talhatscher zum Hochjochhospiz machen. Der Weg hat es insbesondere im letzten Teil wirklich in sich. Das vor allem wegen der schlechten Schneeverhältnisse und weil wir uns fälschlicherweise zu hoch im Hang halten. Daher müssen wir unangenehm durch felsiges Gelände spuren und im letzten Teil die Ski tragen. Schlauer wäre es gewesen, dem Bach weiter entlang zu fahren und direkt unterhalb der Hütte über den Sommerweg aufzusteigen. So erreichen wir das Hospiz erst um 18:00 nach einem laaaaangen Tag. Wie erwartet sind wir wieder die einzigen Gäste und versuchen unser Glück mit dem Ofen. Leider haben wir heute weniger Glück und so dauert es gut eine Stunde, bis wir ein ordentliches Feuer zustande bringen. Dafür erfreuen wir uns dann der Wärme und leckerer Buchstabensuppe gefolgt von Penne :-)
Montag
Am Montag steht eigentlich die Wildspitze an. Also spuren wir von der Hütte hoch und beschließen unser Glück mit der Guslarspitze – dem vermeintlich kürzeren Weg zur Vernagthütte. Der Aufstieg zieht sich etwas in die Länge und so erreichen wir am späten Vormittag das Gipfelkreuz. Wir fahren ab und erreichen um halb 12 die Höhe der Vernagthütte. Nachdem weit und breit keine Spur zu sehen ist und das Wetter auch nur mäßig ist disponieren wir um und machen uns an die Talabfahrt. Nachdem der Tag noch jung ist spuren wir allerdings zur Materialseilbahn hoch, wo uns die Sonne entgegen blitzt und wir uns des tollen Panoramas der umliegenden Bergwelt erfreuen. Kurzerhand planen wir nochmals um und steigen den Hang immer höher auf eine namenlose, markante Erhebung auf knapp über 3.000m. Hier erschließt sich uns wieder eindrucksvolle Stimmung und wir wagen uns an die Powder-Abfahrt entlang der Aufstiegsspur. Besser als erwartet erreichen wir mit kurzer Tragepassage die Talstation der Materialseilbahn.
Glücklicherweise dürfte in den letzten Tagen ein Jeep mit Schneeketten hier gewesen sein und so können wir der Forststraße mit wenig schieben bis zu den Rofenhöfen folgen. Wir schnallen die Ski auf die Rucksäcke und spazieren den kurzen Weg nach Vent zurück. Tipp am Rande: man kann auch auf der anderen Talseite über einen Wanderweg abfahren, der direkt zum Parkplatz der Martin-Busch-Hütte führt.
Fazit
Auch früh im Jahr lässt sich diese Runde gut machen – vorausgesetzt man ärgert sich nicht über jeden Steinkontakt. Derzeit sind die Ski kaum zu tragen und die richtige Menge Schnee ist vorhanden. Allerdings sollte man längere Hatscher und viel Spurarbeit einplanen. Wir mussten gut 3/4 der Wegstrecken mit schweren Rucksäcken selbst spuren. Die Gletscherausrüstung hatten wir unnötigerweise mit – ist für die Wildspitze und v.a. den dortigen Abstieg übers Joch zur Breslauer Hütte definitiv zu empfehlen.
GPS Track FR:
GPS Track SA:
GPS Track SO:
GPS Track MO:
Coole Tourenbeschreibung. Kenne die Region nur von Touren im Sommer, im Winter ist definitiv der Einsamkeitsfaktor höher. :D
Fix Martin!! :-D
LG Mario