Seit langem schon ist sie auf meinem Radar – nun war es endlich soweit: Die klassische Spaghettirunde südlich von Zermatt mit zahlreichen namhaften, meist nicht allzu schwierigen 4.000ern steht auf dem Programm. Am Freitag, dem 28. August fahren wir zu viert mit dem Auto Richtung Zermatt und parken beim günstigen Campingplatz Attermenzen zwischen Randa und Täsch. Mit dem Taxi-Bus geht’s weiter nach Zermatt zum Terminal, von wo aus wir mit dem Elektro-Taxi-Bus zur Talstation der Bergbahn fahren. Mit der letzten (!) Bahn fahren wir dann über Furi und Schwarzsee bis zur Station Trockener Steg. Ab hier ist es noch ca. eine halbe Stunde bis unserem ersten Stützpunkt – der heimeligen Gandegghütte (SAC).
2. Tag:
Von der Gandegghütte (3.029m) starten wir zu einer Akklimatisierungstour durchs – im oberen Teil äußerst lebendige – Skigebiet unterhalb des Kleinmatterhorns. Bei strahlendem Sonnenschein wandern wir über Pistenraupen-gewalzte Wege zum Breithornpass. Eigentlich sollte hier unser Tagesetappenziel sein – aber nachdem das Wetter gut und die Kräfte frisch sind steigen wir zum Breithorn hoch. Aufgrund der vorangeschrittenen Tageszeit sind wir eine der wenigen Seilschaften im Aufstieg und wählen die weniger frequentierte (östliche) Spur und besteigen beide Breithorngipfel (4.159m und 4.139m – technisch einfach/mittel). Der Abstieg lässt sich durch die Nutzung der Bergbahn dabei deutlich verkürzen (ist allerdings ein kostspieliges Unterfangen – so wie alles in der Schweiz;-)).
3. Tag:
Mit der Bergbahn fahren wir aufs Kleinmatterhorn und laufen wieder über den Breithornpass. Dieses Mal lassen wir das Breithorn im wahrsten Sinne des Wortes links liegen und folgen den Spuren zum Pollux (4.092m), wo wir Materialdepot machen. Rechts der Firnflanke steigen wir durch den Fels unschwierig auf. Im letzten Teil verlegen italienische Bergführer gerade nagelneue Eisenketten, die das alte Schiffstau ersetzen. Wir gelangen auf ein Plateau mit einer Madonnenstatue, machen Rucksackdepot und steigen über den Firngrat zum Gipfel des Pollux. Von hier ließe sich auch direkt auf der anderen Seite ins Zwillingsjoch absteigen – das bleibt uns aufgrund des zurückgelassenen Materials allerdings verwehrt. Dafür lässt sich unser Weiterweg über die Westflanke des Castor gut erkennen und wir entschließen uns trotz herrlichen Wetters zum schnellen Abstieg.
Das Zwillingsjoch muss ich mir natürlich noch für etwaige Winterunternehmungen ansehen. Fazit: Steil ist geil, aber dort müssen die Bedingungen schon 100% passen, denn die kleinen Abbrüche sind schon heikel.
Der Aufstieg auf den Castor (4.223m) klappt problemlos – sollte aufgrund der anhaltenden 40-45 Grad jedoch nicht unterschätzt werden. Im letzten Teil ist es nochmals für einige Meter etwas steiler – daher wird mit Seil hintersichert. Wir steigen rechts von Gipfel auch – alternativ wäre auch links davon und der Übergang über einen kurzen, sehr ausgesetzten Grat möglich. Kurz unterhalb des Gipfels beginnt der unschwierige Grat, der uns zum Felikhorn/joch (4.087m) führt, von wo aus wir schon unser nächstes Etappenziel – das Rif. Quintino Sella (CAI 3.585m) – in den Wolken erblicken. Diese Hütte ist klassisch italienisch mit gutem Essen, rustikaler Einrichtung, netten Wirtsleuten und g’schmackigem Vino Rosso!
4. Tag:
Der Plan für heute sieht die Besteigung des Liskamm Westgipfels (4.479m) und den eventuellen Übergang zum Rif. Mantova vor. Frühmorgens starten wir, errichten unterhalb des Felikjoch Materialdepot und stapfen dem Westgipfel entgegen. Im unteren Teil ein kurzer Firngrat, danach ein kleines Plateau, gefolgt von einem steilen Firnaufschwung (bis 45 Grad), danach ein luftiger Grat. Ein spannendes Unternehmen, an dessem Ende der Westgipfel auf uns wartet, der spektakuläre Blicke auf die Liskamm-Überschreitung freigibt, die über den Ostgipfel verläuft. Als Vierergruppe mit ersten 4.000er Aspiranten insbesondere aufgrund des heiklen Abstiegs und der durchgehend geforderten Konzentration sowie Trittsicherheit keine gute Idee. Nächtes Mal dann :-)
Der Abstieg klappt problemlos und beim Materialdepot wird schnell klar, dass wir nochmals das Rif. Quintino Sella beehren werden.
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