Treffpunkt mit Michi um 08:45 in Hammersbach, von wo wir mit 1 Auto weiter zum kostenpflichtigen Parkplatz am Ortsende nach dem Bahnübergang fahren. Start um 09:10 am Wanderweg, der zum Eingang in die Höllentalklamm führt. Diese befindet sich wie angekündigt bereits in der Winterpause, jedoch versuchen wir unser Glück und wandern auf abenteuerlichem Pfad durch die Klamm. Das Drehkreuz bei der Kassa ist offen, jedoch sind nach einigen hundert Meter einige Bodenbretter herausgenommen – mit ein wenig Mut geht’s aber recht gefahrlos durch die Klamm. Die nächste Überraschung empfängt uns bei der Höllentalangerhütte, bzw. dem, was von dieser derzeit zu sehen ist. Die Hütte wird neu gebaut und ist derzeit bis auf die Kellermauern abgetragen. An den Baucontainern vorbei geht’s durchs leere Flussbett und später ein Steiglein weiter zum Talschluss. Hier geht’s über ein steiles, versichertes Wandl 150 hm rauf bevor wir wieder auf Gehgelände stoßen. Ab hier wenig Schnee, der gespurt ist und 2×2 Personen, die uns entgegen kommen, nachdem sie beim Eingang vom Höllentalklettersteig kehrt gemacht haben. Dadurch lassen wir uns natürlich nicht entmutigen, denn wir haben noch eine längere Strecke vor uns.
Der Gletscher ist in Anbetracht der geringen Dimensionen verhältnismäßig spaltenreich – jedoch lassen sich diese gut umgehen. Die vielzitierte Randkluftspalte beim Einstieg zum Klettersteig ist aktuell harmlos, denn eine Schneebrücke reicht bis zu den Klammern. Dazu muss man wissen, dass der Einstieg mittlerweile gewaltig linkerhand entschärft wurde – bei der Originalroute sind nur noch Reste vom Stahlseil zu sehen. Wenn dort wirklich nicht mehr war weiß ich nicht, wie die Leute das früher gepackt haben…
Nach 40hm im Klettersteig schnallen wir die Steigeisen an, die unter den aktuellen Bedingungen absolut zu empfehlen sind. Der Steig schlängelt sich mal rechts, mal links, nie schwerer als B, aber in teils abschüssigem Gelände, wo man sich keinen Fehler erlauben darf. Das Stahlseil ist 80% der Wegstrecke zu sehen/benutzen und wir sind froh, für die restlichen 20% die Spuren unserer Vorgeher zu haben.
Nach insgesamt nicht ganz 6 Stunden erreichen wir den Gipfel – nach den obligatorischen Gipfelfotos geht’s den Touris entgegen auf das Aussichtsplateau und weiter ins Bergrestaurant um die Finger zu wärmen. Die Trinkflaschen werden gefüllt, die Topos herausgekramt, die warmen Sachen angezogen und der Beschluss gefasst, dass wir’s über den Jubiläumsgrat probieren möchten. Das Wetter sieht passabel aus, relativ Windstill, wir sollten bis knapp 18:00 Licht haben und rechnen mit 1-2 Std. gehen in der Dunkelheit. Gesagt getan, wir starten rüber zum Kreuz und steigen in den Grat ein. Überrascht stellen wir nach den ersten 100m fest, dass die Steigeisen unnötig sind, der Grat mehr oder weniger Schnee- und Eisfrei ist und die wenigen Schneepassagen relativ sicher (d.h. keine Wechten oder dergleichen) sind. Unangeseilt kommen wir gut voran und müssen nur an einer unguten Stelle Eisen und Seil auspacken.
Die Dunkelheit erreicht uns kurz vor 18:00, also packen wir die Stirnlampen aus und marschieren weiter. Gegen halb 8 werden wir langsam nervös, denn die angepeilte Biwakschachtel ist nicht und nicht zu sehen – selbst der Wegweiser zur Knorrhütte war nirgendwo auszumachen. GPS liegt daheim, Handy/GPS-Empfang nicht vorhanden und wir sind unsicher, ob wir bereits an der Schachtel vorbei sind oder nicht. 30min später haben wir Handyempfang und erkennen, dass wir kurz vor dem Biwak sind. Endlich! Um 21:00 erreichen wir nach rund 5 Stunden Marschzeit das Biwak, in dem bereits sechs weitere Bergsteiger ihr Schlaflager errichtet haben. Die 5 Std. sind 1.5 Std. länger als ich beim letzten Mal gebraucht habe – damals hatte ich allerdings 2300hm weniger in den Beinen ;-).
Zweiter Tag: Die Nacht war trotz ausreichend Platz, angenehmer Luft, keinem Windzug und wohliger Wärme unrund. Als es noch dunkel ist klingelt der erste Wecker und es wird unruhig im Biwak als sich die anderen Seilschaften richten. Nach einer halben Stunde klinken wir uns in den Trott ein und packen nach kurzem Frühstück unsere Sachen. Als letzte Seilschaft verlassen wir das Biwak und überholen nach einer halben Stunde drei unserer Vorgeher. Der zweite Abschnitt des Grats ist deutlich kürzer und leichter als der erste Teil. Einzige Ausnahme sind zwei steilere Bereiche, wobei in beiden theoretisch auch abgeseilt werden kann. Steigeisen sind in diesen Passagen ausreichend.
Wenig später erreichen wir das Joch unterhalb der Alpspitze und marschieren in starkem, böigem Wind dem Gipfel entgegen. Nach kurzer Rast geht es bei unfreundlichen Bedingungen über den „Eisenweg“ hinab Richtung Bergstation. Der Weg verdient seinen Namen und so sehr ich diese Art von „Klettersteigen“ verfluche (zu viele künstliche Tritthilfen) erleichtern diese bei schlechten Bedingungen (z.B. Schnee) den Auf-/Abstieg doch gewaltig. Bei der Bergstation angekommen begutachten wird den X-Alpspitz (oder wie sich dieser „Skywalk“ sonst nennt) aus der Nähe (harmlos, aber schon krass, dass Stefan Glowacz sich dort aus Protest mehrere Tage ins Portaledge hängte). Wir kehren im Bergrestaurant ein, gönnen den müden Knochen die wohl-verdiente Pause und genießen die ersten Sonnenstrahlen des Tages.
Nach einer gemütlichen halben Stunde machen wir uns an den Abstieg, wobei sich rückblickend herausstellt, dass wir wohl doch den „frontalen“ Weg nach Hammersbach hätten wählen sollen. Wir entscheiden uns für den Abstieg über die Knappenhäuser (Steig ist ebenfalls in der Wintersperre – d.h. Stahlseile sind weg, was aufgrund der geringen Schwierigkeit aber kein Problem ist. Von den Knappenhäusern sehen auf die Schnelle nur einen logischen Weg, der nach hinten ins Höllental zur Höllentalangerhütte führt. Dunkel erinnere ich mich, dass wir mir beim Aufstieg tags zuvor an einer bestimmten Stelle ein kleiner Abzweiger aufgefallen ist und ich spekuliere damit, dass wir diesen irgendwo finden. Unser Weg ist gut zu gehen bis plötzlich mitten am Steig eine abmontierte Brücke liegt, die eigentlich über einen kleinen Canyon führen sollte. Verdammt.
Wir drehen um und finden nach 50m leichte Gehspuren, die hinab durch buschiges Gelände spuren. Weiter unten wird der Steig deutlicher, also folgen wir diesem und stoßen weiter unten auf besagten Canyon, den wir dort problemlos überwinden können. Teilweise folgen nun alte Stahlseile und der Weg führt als Abschneider zu jener Wegpassage, die ich Tags zuvor gesehen habe. Gottseidank. Meine Vermutung ist, dass wir über einen alten, lawinen- und steinschlaggefährdeten Weg abgestiegen sind und irgendwann einmal ein neuer Weg, dessen Brücke aktuell jedoch abgebaut ist, gebaut wurde. Sehr krass finde ich, dass es keine Hinweisschilder gibt, denn der Ottonormalwanderer wäre „unsicheren“ Weg mit Sicherheit nicht gegangen sondern spätestens bei der abgebauten Brücke angestanden.
Für den weiteren Abstieg entscheiden wir uns für den Stangensteig, der allerdings ein gutes Stück länger ist und rund 150hm extra verursacht – dafür an einer Stelle spektakulär über eine Brücke über die Schlucht führt. Um 16:30 erreichen wir müde den Parkplatz Hammersbach und machen uns an die Heimreise. Fazit: Ein tolles Wochenende mit dem einzigen Wermutstropfen, dass das Wetter etwas besser hätte sein können.
coole tour ;)! muss ich auch mal machen… merci für den tollen bericht. lg.
Merci Alex – du bist herzlich eingeladen, beim nächsten Mal mitzukommen!
Danke für den Tipp!Sieht schön aus!