Ende März ist es endlich soweit: Die BSPA Wien organisiert wie alle zwei Jahre den Kurs „Instruktor Skihochtouren“ in den Stubaier Alpen, genauer: auf der Franz-Senn-Hütte. Diese Hütte ist wohl einer der genialsten Stützpunkte in den österreichischen Alpen und bietet: gemütliche Lager, ausgezeichnetes Essen, ausreichend dimensionierter Skiraum inkl. Schuhwärmern, kostenlosen Duschen, ausgesprochen nettem Hüttenpersonal und Materialseilbahn. Gleich vorweg: Es war eine traumhafte Zeit in genialem Ambiente mit lässigen Leuten, aber lest mehr…
1. Tag: Zustieg
Freitagmittag trifft sich die 8-köpfige Teilnehmergruppe mit Bergführer Reinhold in Neustift/Stubaital. Gemeinsam fahren wir weiter nach Seduck, wo wir neben den zahlreichen Autos vorm Schranken parken. Die schweren Taschen deponieren wir neben der Pistenraupe, die für den späteren Gepäcktransport genutzt wird. Mit den Ski an den Beinen folgen wir der Rodelbahn zum Talschluss, von wo es noch knapp 600 hm bis zur Hütte sind. Der Weg ist leicht zu finden, relativ sicher, anspruchslos und wir müssen nur 2x kurz abschnallen. Nach dem Checkin auf der Hütte treffen wir den zweiten Bergführer Hans und der Kurs wird offiziell eröffnet. Wir freuen uns auf lässige Tage bei besten Bedingungen!
2. Tag: Vorderer Wilder Turm
In zwei Gruppen steigen wir getrennt auf den Vorderen Wilden Turm. Es handelt sich dabei um eine einfache Tour mit rund 1000 hm. Der Gipfelaufbau bietet eine kurze 20m Kletterei, die mit Bohrhaken versichert ist – sofern man das Seil aus dem Rucksack holt. Abgefahrt wird über die jeweilige Aufstiegsroute der anderen Gruppe. Das Wetter lässt keine Wünsche offen, die Lawinenwarnstufe ist Vormittags 1, Nachmittags 2 und der Schnee zwar nicht meterhoch, aber zur Genüge vorhanden.
3. Tag: Kleines Horntaler Joch, Lüsener Ferner, Berglasabfahrt
Im Gegensatz zu den anderen Routen rund um die Franz-Senn-Hütte starten wir nicht eben oder ansteigend sondern fahren 150 hm zur Alpeiner Alm ab. Nach dem Auffellen folgen wir ein kurzes Stück dem Wanderweg bis die Hänge weitläufiger werden. Über kupiertes Gelände gehen wir in den hintersten Kessel und steigen 150 hm steil durch eine breite Rinne ins kleine Horntaler Joch. Auf der anderen Seite ziehen wir die einzigen Linien in den unverspurten Pulverhang. Wir fahren bis unterhalb des Lüsener Ferners ab und spuren diesen unter der erbarmungslosen Sonne hoch. Der Gletscher ist derzeit spaltenfrei, zieht sich jedoch ewig in die Länge bis wir nach einer gefühlten Ewigkeit den Berglasübergang erreichen. Ursprünglich hatten wir geplant, die Rinne links der Berglasabfahrt zu nehmen – nachdem diese aber wenig einladend aussieht entscheiden wir uns für die klassische Abfahrt. Normalerweise stehen die Chancen für diese Variante relativ schlecht – aufgrund der aktuellen Schneesituation und der zahlreichen vorhandenen Spuren entscheiden wir uns guten Gewissens für diese Möglichkeit. Die Abfahrt gestaltet sich besser als erwartet und so befinden wir uns kurze Zeit später wieder im ebenen Tal, das uns zurück zur Hütte führt.
4. Tag: Östliche Knotenspitze, unnützes Grübl, Gschwetzgrat
Die heutige Tour verspricht Spannung pur: Zuerst besteigen wir die östliche Knotenspitze, die auf den letzten 100 hm einen abenteuerlichen Felsgrat bietet. Nachdem heute zahlreiche Tourengruppen unterwegs sind entscheiden wir uns für eine kurze Gipfelrast, ein paar schnelle Fotos und steigen auf der anderen Seite ein kurzes Stück den Schneegrat ab. Linkerhand zieht eine schneeüberzogene geneigte Felsplatte 10 m hinunter, auf der wir etwas wackelig absteigen. 20m tiefer legen wir die Ski an und ziehen unsere Spuren durch feinen Pulver in die vor uns liegende, langgezogene Mulde. Nach einer kurzen Jause spuren wir durch nassen Schnee zum naheliegenden Übergang.
Am höchsten Punkt befindet sich eine Abseilstelle, die wir benützen um in die darunter liegende Rinne zu gelangen. Der mittlere Rinnenteil ist rund 40 Grad steil und vereist, weshalb wir seitlich mit Ski abrutschen. Darunter eröffnet sich wieder eine schattige Pulverabfahrt durchs unnütze Grübl. Neuerlich legen wir die Felle an und spuren hoch zum Gschwetzgrat. Wir suchen uns eine gut aussehende Rinne, steigen 50m durch steiniges Gelände ab und schnallen die Ski zum letzten Mal für den heutigen Tag an. Nach 1500 hm Tagesleistung genießen wir die wohl-verdienten Radler.
5. Tag: Trainingstag
Nach den ergiebigen Touren der letzten Tage steht heute Gletscher- und Rettungstechnik am Programm. In einer Hütten-nahen Rinne trainieren wir das Gehen mit Steigeisen, richtige Pickeltechnik sowie das korrekte Verhalten im Fall eines Rutsches (Pickelbremse). Außerdem sehen wir uns Schneeanker und Toten Mann an. Später üben wir das Setzen von Eisschrauben sowie die Spaltenrettung mit Ski sowie Prusiken. In Summe ein schöner, wenn auch höhenmeterarmer Tag in Hüttenumgebung.
6. Tag: Östliche Seespitze
Auch der heutige Tag verspricht, interessant zu werden: Zuerst spuren wir über den Seespitzferner zu einem herausforderndem Felsübergang unterhalb einer gewaltigen Schneewechte. Die rund 100 hm durchs steile Gelände sind alles andere als prickelnd, da der nasse Schnee ohne Unterlage auf den Felsplatten liegt. Unser erster Mann legt ein Fixseil, an dem wir gesichert hoch stiegen. Die letzten 20 hm verlaufen über eine steile aber unschwierige Firnflanke, an deren Ende Bergführer Hans mittels totem Mann sichert. Wir seilen an und steigen mit den Ski weiter hoch – der östlichen Seespitze entgegen. Von den beiden Aufstiegsmöglichkeiten wählen wir die etwas steilere, aber sicherer wirkende linke Variante. Unterhalb des Grats schnallen wir die Ski auf den Rucksack und queren horizontal zum Felsgrat. Im unteren Stück benutzen wir kurz das Seil, danach geht’s ohne weiter bis zum Gipfelkreuz. Wir überschreiten den Gipfel und folgen dem Grat auf der anderen Seite unschwierig zum oberen Teil des Alpeiner Kräulferners. Die Abfahrt bewältigen wir problemlos und wir finden immer noch unverspurte Hangbereiche.
7. Tag: Kräulscharte & innere Sonnenwand
Unser heutiges Ziel ist die Kräulscharte, von wo aus wir die Innere Sonnenwand besteigen. Dabei üben wir das Gehen am kurzen Seil, alpine Sicherungstechnik und das Verlegen eines Fixseils. Der Weg zum Gipfel ist überdurchschnittlich gut mit Seilen sowie Bohrhaken versichert und somit unschwierig zu gehen. Optimales Trainingsgelände für leichte Alpinunternehmungen.
8. Tag: Falbesoner Knotenspitze
Das Beste kommt wie so oft zum Schluss: Wir besteigen die Falbesoner Knotenspitze über die markante Nordrinne, welche bereits von der Hütte aus gut zu sehen ist. Aus der Nähe wirkt die Rinne weit weniger steil als von der Ferne. Für die Begehung dieser Rinne ist sichere Spitzkehrentechnik unerlässlich, denn auf den gut 250 hm müssen sicherlich 30-40 Kehren gemacht werden. Auf den letzten 50 hm schnallen wir die Ski ab und stapfen bei guten Verhältnissen steil zum Gipfel. Auch für die Abfahrt durch die Rinne ist sichere Skitechnik unerlässlich. Glücklicherweise sind die Schneeverhältnisse ausgezeichnet – zwar kein Pulver aber leicht zu fahrender Schnee. Sturzfrei gelangen wir wohlbehalten zum Anfang der Rinne, wo wir auf einen einzelnen Tourengeher treffen, der sich jedoch für die Umkehr entscheidet – sicherlich die richtige Entscheidung!
9. Tag: Prüfungstag, Hüttenpeak
Für den erfolgreichen Abschluss der BSPA-Ausbildung ist die Absolvierung einer Abschlussprüfung notwendig. Diese besteht aus mehreren Teilen: Die Führungs- sowie Skitechnik wurde bereits im Rahmen der Touren der vergangenen Tage überprüft. Trotzdem starten wir zu einer kurzen Tour auf den „Hüttenpeak“ und weiter Richtung Kräulscharte. Während der Tour werden die Bereiche Orientierung und Schneekunde geprüft. Nach der Rückkehr zur Hütte steht noch die Rettungstechnik (Prusiken, Spaltenbergung) am Programm. Alle Teilnehmer bestehen erfolgreich die Prüfung was am Abend ausgiebig mit unzähligen Gläsern St. Laurent gefeiert wird.
10. Tag: Abfahrt & Heimreise
Nach dem Frühstück packen wir unsere Taschen auf die Materialseilbahn und fahren mit leichtem Gepäck über den mittlerweile auf weite Strecken aperen Hüttenweg ab. Beeindruckend in wie kurzer Zeit der Schnee zurückgegangen ist. Danke liebe BSPA für den optimalen Termin dieser Ausbildung!
Fazit: Nach den Kursen „Instruktor Skitouren“ und „Instruktor Hochtouren“ war das nun der logische Schritt in meiner Alpinausbildung. Ich kann jeder berginteressierten Person diese Kurse nur wärmstens empfehlen und bin von der Qualität dieses Programms zu 100 % überzeugt! Das Wiener Bergführerteam ist genial, der Hüttenstützpunkt perfekt, die Bedingungen bei durchgehender LWS 1-2 überraschend sicher für diese Jahreszeit, das Teilnehmer-Niveau homogen und die Touren herausragend. Zusätzlich hätte uns der Wettergott nicht besser beglücken können, was die 10 Tage unvergesslich machte!
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