Anständige Staatsbürger und Patrioten wie wir sind muss am 1. Mai-Feiertag auch ein österreichischer Gipfel gestürmt werden. Lange hat’s nicht gedauert bis ich in meiner Zeit im Ländle den höchsten Berg erklimme – aber alles der Reihe nach… Der Tag beginnt alles andere als einladend: Der Wecker läutet nach 5 Stunden Schlaf, eine halbe Stunde wälzen wir uns noch im warmen Bett bis wir in die Küche schlapfen. Dort offenbart ein neugieriger Blick aus dem Fenster dunkle Wolken und Regen auf der Terrasse. Mist. Also gemütlich frühstücken und zusammenpacken. 1 Std. später starten wir bei leichtem Niesel mit leichteren Rucksäcken mit 50 hm Abfahrt zum Bach und Aufstieg über/durch die Plan Rai. Der Schnee lässt jetzt schon zu wünschen übrig, aber das wir keinen Pulvertraum vorfinden werden war klar ;-).

Der erste Teil ist mittelmäßig geneigt bis wir über ein kleines Jöchl treten, von wo wir den Piz Buin und die Buinlucke (inkl. „Rinne) einsehen. Wir entscheiden uns für den gemütlichen, aber deutlich längeren Aufstiegsweg über die Ruorcla dal Cunfin, denn wer weiß, ob uns am Ende bei der Buinlucke nicht eine Wechte erwartet?! Die Route über die R.d.C geht problemlos und wir können ein relativ direkte Linie wählen. Am Ende müssen wir über den Kamm und 50hm steil auf der andren Seite runter auf den Gletscher, wo wir anseilen (nicht notwendig, aber wenn wir das Equipment schon mithaben…;-). Ein wenig erstaunt sehen wir eine 8-köpfige Truppe, die ebenfalls Richtung Buin marschiert.

Kurz nach ihnen erreichen wir die Buinlucke, erkundigen uns nach dem Weg und steigen wie vermutet in das steile Firnfeld ein. Wir gehen bis zur Hälfe, queren diagonal von rechts nach links und tauschen auf halbem Weg die Ski gegen Steigeisen, denn die Schneeverhältnisse sind nicht gnaz koscher. Sicht = null, teilweise nicht mal eine halbe Seillänge. Wir probieren es trotzdem, marschieren zum Skidepot bei der linken Schulter und rüsten uns für den Gipfelsturm. Der erste Teil geht problemlos bis zu einem markanten Haken, auf den ein Steilstück folgt. Ab dem Haken sichern wir von Standplatz zu Standplatz (Borhaken oder Köpflschlingen) ca. 3 Seillängen. Schnee geht gut. Nach dem letzten Standplatz wird das Seil aufgeschossen und es geht durch flacheres Gehgelände dem Gipfelkreuz entgegen. Die 8er Gruppe ist uns zwar gefolgt, jedoch weit hinter uns hängen geblieben. Den Grund dafür erkennen wir beim Abstieg, denn die Franzosen (oder franzöisch-sprechenden Schweizer?) haben x Haken gefunden, die wir beim Aufstieg vermisst hatten.

Am Gipfel haben wir zeitweise Panorama-Fenster und sind happy, dass es am Ende doch etwas aufgerissen hat. Der Abstieg gestaltet sich ganz locker retour zum Skidepot, von wo wir in die Buinlucke fahren und die Direttissima durch die Rinne hinunter zur Hütte wählen. Aufgrund fortgeschrittener Stunde müssen wir sämtliche Ideen, die während der Tourenplanung entstanden sind kippen – was rückblickend die richtige Entscheidung war. Durch die Rinne geht’s von der Lucke ca. 40-Grad steil bei sicheren Verhältnissen im Haxenbrecherschnee und später Sulz zurück zur Tuoihütte. Nach schneller Jause und Erleichterung treten wir die Abfahrt – oder eher Abstieg – über die eigentlich sinnvolle Aufstiegsroute an. Leider tauschen wir die Ski etwas zu früh gegen die Turnschuhe, was uns eine Kurve später teuer zu stehen kommt, denn wir müssen noch mal einen halben Kilometer durch den Schnee zurück. Die letzte Stunde auf trockenem Weg, dafür mit nassen Schuhen/Socken zum Auto, das wir um halb 5 erreichen und die Heimreise antreten.

Fazit: Tolle Hütte, tolle Gegend, wenig Schnee (100% südseitig ausgerichtet), schöner Berg. Super Tourenmöglichkeiten Sommer wie Winter – wir werden gerne wieder kommen :-)

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