Mit dem AV Feldkirch ging’s dieses Wochenende wieder einmal in die schöne Schweiz. Über Chur mit dem Auto nach Bergün (dort gibt’s übrigens auch einen Bankomat, der allerdings mit einer österreichischen Karte max. CHF 200,– ausspuckt) und weiter über eine wilde Straße Richtung Latsch bis zu einem kleinen Kiesabbau am Ende der Straße (genügend Parkmöglichkeiten, kostenlos). Trotz aperer Verhältnisse geht die Forststraße nach Chants nur mit 1x kurz abschnallen gut zu gehen. Wer sich das Leben erleichtern möchte bleibt auch auf der Forststraße und probiert’s nicht über die Wanderwege… Ab Chants werden endlich erste nennenswerte Höhenmeter gemacht. Der Zustieg zur Keschhütte ist problemlos und absolut sicher. Allerdings sollte man schon 4 Std. bei schwerem Gepäck und lockerem Tempo rechnen.
Kurz nach 19:00 fliegen wir dann in der Hütte ein und werden bekömmlich im Rahmen der Halbpension verköstigt. Die Keschhütte ist relativ neu und sauber geführt. Die geräumige Stube inkl. Ofen und Panoramafenstern mit Blick auf den Kesch laden zum Verweilen ein. Die Wirtsleute sind wirklich sehr freundlich (inkl. Tageswetterbericht via Ipad) und geben kompetente Tourenempfehlungen. Das Frühstück sowie Abendessen hinterlassen definitiv keine knurrenden Mägen – auch nicht bei ausgehungerten Bergsteigern, die 3 Portionen verdrücken J Im Vergleich zu vielen anderen hochgelegenen Schweizer Hütten gibt es Trinkwasser aus der Leitung und es wird Abends ein großer Teepottich zur Verfügung gestellt. Dank der freistehenden Lage bekommt die Hütte viel Sonne (wenn sie denn scheint). Wir haben uns sehr wohl gefühlt! Ach ja: Nur Bares ist Wahres – Plastik wird nicht akzeptiert.
Samstag: Piz Kesch
Samstags stand der Piz Kesch mit seinen gut 3.400m an. Von der Hütte, die auf gut 2.600m steht ein Spaziergang. Zuerst über den zugeschneiten Gletscher bis unterhalb des Felsaufbaus. Diesen erklimmen wir mit Steigeisen und gelegentlichem Pickeleinsatz. Es finden sich einige Bohrhaken an neuralgischen Punkten, die für erfahrene Bergsteiger nicht notwendig sind – allerdings wird man ja nicht zur Nutzung gezwungen ;-). Unterhalb des (natürlich) kreuzlosen Gipfels liegt die 7m Schlüsselstelle, wo im Abstieg auch an einem Ring abgeseilt werden kann. Hier ist ein Seil schon recht angenehm… Der Gipfel wartet dann mit einer schmucklosen Stange auf – dafür weht heute kein Wind und die Wolken lichten sich für die Jause. In lockerem Gehtempo mit einigen Pausen und etwas Seilsichern in der Wand dauert das Unterfangen ca. 3,5 Std. Wie erwartet läuft der Abstieg wesentlich einfacher als der Aufstieg. Die darauffolgende Abfahrt über den Gletscher verläuft dank gut zugeschneiter Spalten angenehm. Oberhalb der Hütte ist dann leider null Sicht, aber die vorhandenen Spuren und das GPS führen uns gut zur Hütte zurück. Der Nachmittag wird dann dösenderweise – unterbrochen von wenigen Kuchen- und Kaffeepausen – im Warmen verbracht.
Sonntag: Piz Murtelet
Sonntagmorgen schlafen wir aus, denn das Wetter scheint im Verlauf des Tages besser zu werden. Mit vollen Rucksäcken machen wir uns – einer anderen Gruppe folgend – auf den Weg zum P.3040. Über Nacht sind 15cm Neuschnee gefallen, die uns den heutigen Tag versüßen – allerdings auch eigene Spurarbeit bedeuten, denn die Spur unserer Vorgeher gefällt mir nicht recht. Leider bleibt die Sicht miserabel und wir stapfen dem GPS nach. Unterhalb des mysteriösen P.3040 halten wir, denn das Wetter wird zunehmend ungemütlich und wir entscheiden uns fürs Abfahren entlang der Aufstiegsroute. Oberhalb der Keschhütte macht der Himmel wieder auf und wir entschließen uns die ursprünglich geplante Route auf den Piz Murtelet fortzusetzen. Der Aufstieg zu diesem geht über die Südostflanke gut – nur die letzten 80hm sind zu Fuß zu bewältigen, wobei die letzten 10hm heikel (steil & absturzgefahr) sind. Auch hier gibt es Schweiz-typisch leider kein Kreuz. So be it.
Für die Abfahrt entscheiden wir uns für eine Variante, die ich zumindest nicht auf www.gps-tracks.com gesehen habe: Wir fahren ca. 150hm zu einem breiten Joch ab und dann direkt nach Westen bis ins Val da Ravaisch. Die Verhältnisse sind v.a. im unteren – letzten – Teil heikel, da die Sonne direkt auf die mittelmässig steilen Hänge scheint. Zahlreiche spontane Gleitschneelawinen sowie durch uns ausgelöste Lawinen bezeugen das. Die Ausfahrt aus dem Tal ist aufgrund des nassen Sulzes ein Kraftakt. Ab Punts d’Alp können wir glücklicherweise den Fahrweg mit etwas Anschieben bis zum Talende nutzen.
Fazit
Landschaftlich ein Traum, vom Tourengebiet her bei der Keschhütte klein aber fein. Direkte Gipfelanstiege gibt es von dort nur wenige. Allerdings lassen sich zahlreiche Runden oder Durchquerungen umsetzen. Die Hütte ist toll, der Piz Kesch eine lohnende, abwechslungsreiche und alpinistische Tour, die gut abgesichert ist. Der Zustieg ist im Verhältnis trotzdem etwas lange. Wichtig: Schießpläne der Schweizer Armee beachten, da dadurch gewisse Zustieg (zB via Norden über Sand) nicht oder nur eingeschränkt möglich sind!
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