Tag3 unseres verlängerten Season Closings führt uns auf den höchsten der Alpen – den Mont Blanc himself! Frühstück gibt’s um 01:00, denn es wartet ein langer Tag auf uns. Im Schein der Stirnlampen überqueren wir das Plateau und legen im langsam aufsteilenden Hang die Harscheisen an. Das letzte Viertel des anspruchsvollen Hanges ist mit Steigeisen zurück zu legen und erfordert volle Konzentration sowie Achtsamkeit. Nach gut 3.5 Stunden erreichen wir den Gipfel des Mont Blanc du Tacul. Die letzten 20 hm sind ein Felsblock, von dessen Top noch ein gemäßigter Firnübergang zum zweiten Gipfel möglich ist (und den wir natürlich auch machen ;-) 

Am Skidepot werden die Ski anschließend wieder angeschnallt und wir schwingen ca .200 hm abwärts in flaches Gelände. Mit den Ski am Rucksack und Steigeisen an den Füßen steigen wir nun dem Mont Maudit entgegen. Die 250 hm zum Pointe Mieulet haben’s dabei wirklich in sich, denn zum Ende hin wird das Gelände gut 45 Grad steil und es ist eine heikle Randkluft zu überqueren. Im steilen Firnteil hängt zum Glück ein Fixseil, das bis ca. 20 hm unterhalb der Pointe führt. Die letzte Passage ist dann in Eigenregie zu erklimmen, wobei am Ende ein Firnanker zum Sichern fix installiert ist. Gut für die Nachsteigermoral :-)

Ab der Pointe Mieulet quert man unterhalb des Maudit vorbei in ein breites Joch – das Col de la Brenva. Meine beiden Begleiter machen es sich in der Sonne mit einer Jause gemütlich während ich einen Abstecher zum Gipfel des Mont Maudit unternehme. Keine halbe Stunde später bin ich wieder bei den Jungs und wir steigen weiter dem Mont Blanc entgegen. Der nächste Hang entpuppt sich aus der Nähe dann doch deutlich steiler und mit härteren Schneebedingungen als gedacht – also die Ski wieder an den Rucksack und mit Steigeisen weiter hoch. Nach 150 hm gelangen wir auf eine Kuppe, wo wir einen genialen Blick auf den letzten Teil der Route und den Bosses Grat haben. Nach weiteren 150 hm entschließen sich die tapferen Mitstreiter, dass sie beim Übergang zur klassischen Abfahrtsroute vom Mont Blanc nicht mehr weitergehen werden. Nachdem es heute sonnig und praktisch windstill ist trennen sich unsere Wege – die Jungs richten sich unterhalb eines Felsblocks ein gemütliches Platzerl ein während ich ohne Rucksack mit Ski den letzten Hang angehe.

Die letzten 200 hm ziehen sich dabei ordentlich, den die Höhe und mittlerweile lange Gehzeit kratzt etwas an Kondition und Atmung. Egal, denn im „lässigen“ Westalpenschritt geht’s immer höher. Glücklicherweise habe ich als einzige Gepäckstücke Digicam und Harscheisen mit – die hier auch absolut notwendig sind. Fernab jeglicher Karawanen, die sich hier heroben im Sommer gegenseitig auf die Zehen steigen, darf ich das Gipfelplateau alleine genießen und freue mich, an diesem perfekten Tag hier sein zu dürfen. Insbesondere, da ich letztes Jahr zur selben Zeit hier war und es mir gesundheitlich deutlich schlechter ging…

Nach einer ausgiebigen Fotosession und Bestaunen der umliegenden Bergwelt mache ich mich an die Abfahrt, die deutlich besser und schneller klappt wie geplant. Mit Jürgen & David geht’s dann weiter durch die anspruchsvolleren und wirklich imposanten Passagen vorbei an riesigen Gletscherbrüchen und Seracs. Wahnsinn! Problemlos erreichen wir gegen 14:00 das Refuge des Grands Mulets, wor wir nochmals vom knackigen Hütten“klettersteig“ gefordert werden. Glücklich lassen wir uns nach insgesamt 12 Std. Zeit auf den Füßen auf die sonnige Hüttenterrasse nieder und freuen uns, dass die netten Wirtsleute auch ohne Reservierung noch 3 Plätze für uns haben.

Nachdem es in der Nacht zum Sonntag heftig regnet entschließen wir uns zu einer 450-hm-Vormittags-Tour durch die Spaltenzone, nutzen denselben Weg für die Abfahrt und machen uns an den langen Retourweg zur Mittelstation der Seilbahn. Die Durchquerung der wilden Spaltenzone unterhalb des Refuges ist dabei das Highlight. Der Weiterweg ist lange, aber aufgrund des wenigen Schnees sicher. Kurz vor der Mittelstation landen wir leider zu tief unten auf der Moräne und suchen einen eigentlich viel zu beschwerlichen Weg. Rückblickend hätten wir die Moräne weiter oben wesentlich einfacher überqueren können und wären somit eine halbe Stunde eher bei der Station gewesen.

Fazit: Tiptoptup. Was für geniale Tage! Die Gegend um Chamonix ist einfach super, die Tourenmöglichkeiten insbesondere für ambitionierte Wintersportler mannigfaltig und es wird alles geboten, was man sich nur wünscht. Die Kulisse ist atemberaubend und aufgrund der Höhe sollte die Akklimatisation nicht zu kurz kommen. Die beschriebene Route über den Mont Blanc gehört aus meiner Sicht zu den Top5 Winterrouten der Alpen.

Achja, das war Skitourentag #83 in der Saison 2014/15 – ich würde sagen, es war eine gute Saison ;-)

GPS Track Samstag:

GPS Track Sonntag: