Review: Rother Hochtourenführer
Prolog
Der Sommer ist quasi Geschichte, der goldene Herbst in vollem Gange und der Winter steht praktisch vor der Türe. Damit neigt sich auch die Hochtourensaison langsam aber sicher dem Ende. Feucht-kalte, dunkle Abende laden bekanntlich zum Daheimbleiben und Schmökern ein. Wir haben für euch zwei aktuelle Gustostückerln für die nächste Sommerplanung unter die Lupe genommen: Die 2018er Hochtourenführer vom Bergverlag Rother.
Allgemeine Infos
Verlag: | Bergverlag Rother | |
Titel: | Hochtouren Ostalpen | |
Auflage: | 7 Auflage, 2018 | |
Autor(en): | Edwin Schmitt / Wolfgang Pusch | |
ISBN: | 978-3-7633-3010-2 |
Verlag: | Bergverlag Rother | |
Titel: | Hochtouren Westalpen Band 1 | |
Auflage: | 5. Auflage, 2018 | |
Autor(en): | W. Pusch / E. Schmitt / R. Gantzhorn / M. Waeber | |
ISBN: | 978-3-7633-3028-7 |
Verlag: | Bergverlag Rother | |
Titel: | Hochtouren Westalpen Band 2 | |
Auflage: | 1. Auflage, 2018 | |
Autor(en): | H. Eberlein / R. Gantzhorn | |
ISBN: | 978-3-7633-3160-4 |
Transparency
Danke an dieser Stelle für die Zusammenarbeit mit dem Bergverlag Rother – die die Bücher kostenlos zur Verfügung gestellt haben. Durch solche Kooperationen gelangen wir laufend zu neuen Erkenntnissen, die in weitere Reviews & Tests einfließen und somit die Aussagekraft erhöhen.
Auf den Punkt gebracht
Die tollen Fotos motivieren zum sofortigen Rucksackpacken und die Routenbeschreibungen liefern alle relevanten Infos, die für die Planung wichtig sind. Jene Touren, die wir bereits selbst gemacht haben und in den Büchern nachlesen konnten, sind gut aufbereitet und entsprechen der Realität. Diese Bücher sollten in keinem Regal ambitionierter BergsteigerInnen fehlen und sind quasi „Must-Haves„!
Review
Bergverlag Rother
Der 1920 gegründete Bergverlag Rother ist einer der ältesten alpinen Fachverlage im deutschsprachigen Raum. Im Sortiment werden u.a. Tourenführern in diesen Bereichen geboten:
- Bergsteigen
- Klettern
- Klettersteig
- Mountainbike / Radfahren
- Trailrunning
- Wandern / Trekking (Alm- und Hüttenwandern, Kulturwandern, Wandern mit Kindern, Weitwandern, Winterwandern)
- Winter (Langlauf, Rodeln, Schneeschuhgehen, Skitouren, Winterwandern)
Daneben finden sich außerdem Bildbände, alpine Literatur, Wissensbücher sowie Kalender. Neben E-Books werden die beschriebenen Touren teilweise (kostenpflichtig) über Online-Portale wie Outdooractive, 3D Outdoor Guides, u.a. angeboten bzw. dort eingebunden. Bekannt wurde der Verlag mit den kompakten Wanderführern (rot) sowie den Alpenvereins-Gebietsführern (grün). Zusätzlich werden bei ausgewählten Büchern auch GPS-Tracks online zur Verfügung gestellt.
Die Auswahlführer der Rother Selection bieten größeres Format, farbige Illustrationen, aussagekräftige Kartenauschnitte sowie eindrucksvolle Bilder. Wir haben uns die beiden Westalpenführer dieser Serie genauer angesehen und mit unseren persönlichen Erfahrungen der ein oder anderen Tour verglichen.
Die Rother Selection Hochtourenführer
Alle Hochtourenführer der Rother Selection sind ähnlich aufgebaut:
- Tourenübersicht nach Anforderungen
- Tourenübersicht nach Gebiet
- Nummerierte Touren
- Große Übersichtskarte, in der alle angeführten Touren grob markiert sind
- Stichwortverzeichnis
Die einzelnen Touren werden folgendermaßen dargestellt:
- Keyfacts (Gipfelname, Gipfelhöhe, Routenname)
- Schwierigkeiten lt. offizieller UIAA-Skala,
- Anforderungen
- Material
- Infrastruktur (Talort, Ausgangspunkt, Stützpunkte)
- Durchschnittliche Gehzeiten (Achtung: eher ambitioniert!)
- Weitere Infos
- Detaillierte Textbeschreibung
- Fotos
- Bei zahlreichen Touren: Übersichtskarten, Fotos mit eingezeichneter Route
Wie der Name schon andeutet, sind Auswahlführer IMMER eine willkürlich gewählte Zusammenstellung von Touren in einem bestimmten Gebiet oder einem bestimmten Fokus. In vielen Fällen werden die bekanntesten Aufstiege (Normalwege) beschrieben, teilweise auch mehrere Alternativen pro Gipfel bzw. Überschreitungen (z.B. Matterhorn). Sämtliche Routen auf die vorgestellten Berge zu beschreiben würde jedoch den Umfang sprengen. Dafür finden sich neben relativ einfachen Routen auch Kracher wie der Walkerpfeiler auf die Grandes Jorasses oder die Eigernordwand.
Es werden grundsätzlich „Sommerrouten“ beschrieben, die teilweise auch im Winter mit Ski begangen werden können. Neben Felsrouten werden auch Eiswände (oder was davon übrig ist) vorgestellt. Die hochwertige Ausstattung mit Fotos, Kartenausschnitten und exakten Beschreibungen vermittelt alle relevanten Informationen, die für die Tourenplanung notwendig sind.
Hochtouren Ostalpen
Der Klassiker unter den Hochtourenführern, 2018 überarbeitet in der mittlerweile 7. Auflage. Das bedeutet ausgereifte, top-aktuelle Führerliteratur auf höchstem Niveau. Auf 320 Seiten werden exakt 100 hochalpine Bergtouren auf die höchsten Gipfel der Ostalpen (Tauern bis Bernina) beschrieben. Diese werden mit 265 Abbildungen farblich illustriert. Die Fotos zeigen neben den eindrücklichen Zielen oft auch die beschriebenen Tourenverläufe inkl. Nummerierung. Dazu gibt es 74 Tourenkarten im Maßstab 1:50.000, die die Orientierung erleichtern.
In der 7. Auflage haben sich die Autoren darauf konzentriert, den durch den Gletscherrückgang bedingten und sich rasch wandelnden Gegebenheiten Rechnung zu tragen. Dies wurde in der 8. Auflage fortgesetzt. Den Schwerpunkt bilden die vergletscherten Zentralalpen vom Bergell bis zur Ankogel- und Goldberggruppe, es wurden aber auch Berge der Dolomiten wie z.B. die Cima Tosa mit aufgenommen. Die Tourenauswahl reicht von einfachen Einsteigerrouten bis hin zu ganz großen kombinierten Fels-/Eis-Touren. Auch heute wenig begangene Nordwände (wie z.B. die Königspitze Nordwand) werden von den Autoren beschrieben.
Wir haben u.a. diese gemachten Touren im Buch nachvollzogen und können deren Beschreibung jedenfalls bestätigen: Hoher Sonnblick, Monte Cevedale, Hochvernagtspitze, Similaun, Monte Adamello, Piz Kesch, Granatspitze, Hintere Schwärze, Wildspitze, Ruderhofspitze, Zuckerhütl, Piz Morteratsch, Marmolada, Dreiländerspitze, Piz Buin, Olperer, Piz Palü, Piz Cambrena, Piz Bernina Biancograt, Piz Roseg, Großglockner, Königspitze, Ortler und Monte Rosso.
Hochtouren Westalpen Band 1
Der Klassiker unter den Westalpenführern, 2018 überarbeitet in der mittlerweile 5. Auflage. Auch hier erwarten die Leserschaft hervorragend recherchierte Tourenschmankerl, die um aktuelle Routeninformationen ergänzt wurden. Auf 304 Seiten finden sich 90 hochalpine Bergtouren auf die Creme-de-la-Creme zwischen Tödi und Gand Combin. Diese werden mit 256 Farbabbildungen illustriert. Diese Fotos zeigen neben den eindrücklichen Gipfelzielen oft auch die beschriebenen Tourenverläufe inkl. Nummerierung. Dazu gibt es 42 Tourenkarten im Maßstab 1:50.000, mit denen man sich eine gute Orientierung verschaffen kann.
Geografisch fokussiert der Führer auf die Walliser und Berner Alpen, aber auch Schmankerl wie Tödi, Clariden, Galenstock sowie Rheinwaldhorn finden sich. Wir haben u.a. die Blüemlisalpüberschreitung, Mönch & Jungfrau & Finsteraarhorn, Bishorn, Rheinwaldhorn, die Gipfel der Spaghettitour, Dufourspitze, Grand Combin, Liskamm, Aletschhorn, Rimpfischhorn, Brunegghorn, Großgrünhorn, u.a. bestiegen und die Touren im Buch nachvollzogen. Fazit: Die Beschreibungen entsprechen absolut der Realität.
Natürlich dürfen auch Klassiker wie das Matterhorn nicht fehlen, wobei hier neben dem Normalweg (Hörnligrat) auch der Liongrat von der italienischen Seite beschrieben wird.
Seit der ersten Ausgabe hat sich einiges getan: Durch den Gletscherrückgang haben sich Routen teilweise verändert oder wurden schwieriger. Außerdem sind neue Anstiege hinzugekommen. Ein „Update“ lohnt sich also durchaus auch für BesitzerInnen früherer Ausgaben. Fortgeschrittene HochtourengeherInnen werden hier viel Inspiration für zukünftige Touren finden.
Hochtouren Westalpen Band 2
Das die Westalpen bekanntlich nicht beim Grand Combin aufhören, sondern sich von diesem noch weit nach Südwesten ziehen, dürfte BergsteigerInnen bekannt sein. 2018 erschien der lange erwartete neue Gebietsführer Westalpen Band 2 in der gewohnten Qualität der Rother Hochtourenführer. Auf 344 Seiten finden sich 101 hochalpine Bergtouren, die das Gebiet zwischen Monviso und Mont Blanc behandeln. Diese werden mit 200 Farbabbildungen illustriert. Diese zeigen neben den Gipfelzielen oft auch die beschriebenen Tourenverläufe (inkl. Nummerierung). Einige Routen werden mittels Topo detailliert dargestellt – eine sehr (!) sinnvolle Neuerung! 30 Tourenkarten im Maßstab 1:50.000 schaffen einen guten Überblick.
Schwerpunkt dieses Buches ist das Mont Blanc Massiv, dem die Touren 39-101 gewidmet sind. Das unterstreicht einmal mehr, weshalb Chamonix zu Recht den Ruf als Mekka des „echten“ Bergsteigens verdient. Gut gefällt uns, dass auch die eher weniger frequentierte Dauphine ausführlich behandelt wird. Ein Gebiet, wo aussagekräftige Literatur rar ist und der wir nach Schmökern in diesem Buch jedenfalls bald einen Besuch abstatten werden!
Insgesamt merkt man bereits an den Fotos, dass dieses Buch neueren Ursprungs ist (keine 80er-Jahre-Bilder mit der damaligen Ausrüstung). Und man erkennt schnell den höheren Anspruch der Touren im südwestlichen Alpenraum – z.B. (Freiluft-)Biwaks, Tourenlänge, Einsatz von Kletterschuhen, etc. Damit richtet sich der Führer an weiter fortgeschrittene BerggeherInnen.
Wir haben u.a. diese Touren nachvollzogen und können die Angaben bestätigen: Aiguille du Tour, Gran Paradiso, Mont Blanc Traverse. Bei einigen Touren (z.B. #87 Aiguille Verte, Couturiercouloir) werden Seillänge sowie Skitauglichkeit angegeben.
Was uns gut gefällt
- Konkurrenzloses Preis-Leistungs-Verhältnis
- Allgemeine Gebietsbeschreibung jeweils am Anfang (in Band 2)
- Hochwertige Fotos und umfangreiche Informationen
- Guter Mix aus Text, Fotos und Karten – neuerdings auch Topos (in Band 2)
Verbesserungspotenziale
- GPS-Tracks zur ungefähren Orientierung
- Mehr Routen-Topos
- Angabe, ob bzw. wie weit Zustiege mit Bike/eBike möglich sind
- Zusätzliche Infos für Winterbegehungen mit Ski
- Durchgehende Angabe der optimalen Seilausstattung (Einfach-/Halb-/Doppelseil, Länge)
- Vorschläge für Mehrtagestouren a la Spaghetti-Runde
- Digitalversion, die man z.B. auf dem Smartphone mitführen kann
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