Erst zu Ostern war ich mit Bergkollegen Michi in der Sellagruppe unterwegs und schon zieht’s uns wieder gemeinsam auf Tour: Als Ziel wählen wir das Rätikongebirge – quasi mein Spielplatz vor der Haustüre J Nachdem ich meinem Haus&Hof-Schuster „Schuhhaus Sander“ in Schruns einen Besuch zum Feintuning der Skitourenschuhe abstatte fahren wir weiter nach Gargellen im Montafon. Nachdem im Dorf bereits viel Grün zum Vorschein kommt parken wir nach dem Dorfzentrum und nach der 1. Gondelbahn-Talstation.
Zuerst folgen wir der Forststraße, dann schlag wir uns in der Direttissima (nicht zu empfehlen) durch den Wald und gelangen schließlich zu einer Schlepplifttrasse, die außer Betrieb ist. Nächster Zwischenstopp ist dann bei der Schafbergbahn Bergstation = Bergrestaurant, wo wir die Trinkflaschen auftanken. Ein kurzes Stück hoch, nach rechts um den Rücken herum, Abfahrtsquerung und schon stapfen wir dem St. Antönier Joch (ginge auch einfacher ohne Umweg über die Schafbergbahn) entgegen.
Als nächstes halten wir am Riedkopf, der sich nun bis zum allerletzten 15m Gipfelaufbau mit Ski ersteigen lässt (meist ist beim Beginn des Grats bereits Schluss). Die Abfahrt führt uns unschwierig nach Partnun und vorbei am Berggasthof Rösti (Wie viele Gasstätten mit dem Namen „Rösti“ es wohl in der Schweiz geben mag?!). Auf der anderen Seite des Bachs legen wir erneut die Felle an und steigen Richtung Carschinahütte. Wir halten uns etwas oberhalb der Hütte und nehmen den Weg über den nahen Rücken, der uns fast direkt zum Aufstieg des oberen Drusators führt.
Endlich sind die letzten Höhenmeter des Tages geschafft und wir ziehen eine schöne Zopferlspur auf die unter uns liegende Vorarlberger Seite des Rätikons. Der Schnee ist unerwartet gut und wird erst im unteren Viertel schwer/nass. Am späten Nachmittag erreichen wir die Lindauerhütte, die zwar bereits geschlossen hat, allerdings waren unsere deutschen Mitbewohner so nett und haben vorgeheizt. Der Winterraum ist top ausgestattet: Wohn/Essbereich mit Ofen und fließendem (!!) Wasser, Strom via Steckdose (!), 2 Schlafräume und Indoor-Toilette. Freundlicherweise haben die Wirte vor ihrer Abreise auch Bier bereitgestellt – allerdings werden die Getränkevorräte nach unserer Abreise geleert sein.
Wider Erwarten lacht uns Sonntagmorgen die Sonne entgegen. Die 4 Gruppen schwärmen in unterschiedliche Richtungen aus, wobei wir uns für den Klassiker Sulzfluh entscheiden. Bereits im unteren Teil treffen wir auf einen Solo-Schneeschuh-Snowboarder mit dem wir den restlichen Weg gemeinsam zurücklegen werden. Hut ab, 1.800hm Snowboardtragen stelle ich mir alles andere wie prickelnd vor.
Der Aufstieg klappt dank guter Schneeverhältnisse problemlos. Unterhalb des Gipfelaufbaus treffen wir auf weitere Tourengeher, die auf der Schweizer Seite aufgestiegen sind. Damit die Abfahrt ungestört läuft verkürzen wir die Rast und machen uns gleich ans Werk. Um 10:00 sind die Verhältnisse optimal: oben knapp vorm Auffirnen, Mitte perfekt, unten gerade noch gut. Die Schlüsselstelle bei der Ausfahrt („Gemschtobel“) habe ich noch nie so leicht erlebt (kurze Rinne auf der rechten Seite einige Meter abrutschen).
Die weitere Route führt uns erneut nach Partnun, von wo aus wir über die Abfahrtsroute des Vortags Hochsteigen. Unterhalb des Riedkopfs biegen wir links ab und steigen auf die (einfache) Rotspitze. Vom Gipfelkreuz fahren wir 50 hm entlang der Wechte bis zu deren Ende ab und sehen uns die Route nach Gargellen an. Eine einsame Spur ein gutes Stück von uns entfernt, aber der Schnee sollte halten. Die ersten Schwünge ziehe ich zügig und vorsichtig in den oberen, steilen Abschnitt – unterhalb lässt die Anspannung nach. Die weitere Abfahrt läuft genial bis zur Querung auf die linke Bachseite am Ende. Dort knallt die Sonne mit aller Kraft hinein und sorgt dafür, dass der Großteil des Hangs bereits abgegangen ist. Nach der Querung passieren wir die Alm und ziehen unsere Spuren im schweren Schnee dem Tal entgegen. Nur die letzten 150hm durch den Wald sind die Ski zu schultern.
Fazit: Lässige 2-Länder-Runde mit der Sulzfluh als Highlight. (Ski-)technisch mittelmäßig anspruchsvoll. In dieser Form ein tagesfüllendes (2 Tage!) Unterfangen, das entsprechende Kondition voraussetzt.
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