Skidurchquerung: Tour de Soleil (CH)

Prolog

Skidurchquerungen sind etwas ganze Besonderes im Leben passionierter SkitourengeherInnen. Möglichkeiten gibt es dazu sehr, sehr viele – eine der bekanntesten ist sicherlich die Haute Route. Daneben gibt es einige weniger bekannte, aber durchaus etablierte, wie beispielsweise die Hoch Tirol oder selbst-geplante (zB diverse Nord-Süd-Traversen des Alpenhauptkamms). Eine ganze spannende, durchaus etablierte, aber über die Grenzen hinaus nicht sehr bekannte ist die hier vorgestellte „Tour de Soleil“.

Weshalb Skidurchqerungen in der Schweiz

Die Schweizer Alpen eignen sich hervorragend für mehrtägige Durchquerungen. Dies hat mehrere Gründe:

  • Hervorragendes (kostenloses) Kartenmaterial dank Swisstopo
  • Umfassende Führerliteratur
  • Sehr gute Hütteninfrastruktur
  • Flexible Transfermöglichkeiten mit öffentlichen Verkehrsmitteln
  • Professionelles Rettungswesen (REGA) inkl. relativ guter Mobilfunknetze im alpinen Gelände

Klar sein sollte man sich, dass es für solche Unternehmungen neben guten planerischen Fähigkeiten (Kartenlesen, Orientierung, Zeitmanagement, …), eine gute (idealerweise homogene) Gruppe mit entsprechenden Fähigkeiten (Technik, Kondition) und etwas Glück (Wetter, Bedingungen, Schneelage) braucht.

Routenverlauf Tour de Soleil

Eine der mittelmäßig bekannten Routen ist die Tour de Soleil mit Startpunkt in Realp (nahe Andermatt) und Endziel im Binntal (liegt etwas oberhalb von Fiesch). Man bewegt sich primär von Nordosten nach Südwesten (also der Sonne entgegen) bleibt stets über 1.800m Seehöhe und übernachtet auf schweizerischen sowie italienischen Hütten. Die Berge haben nicht unbedingt klingende Namen, sind jedoch teilweise durchaus technisch fordernd und liegen oftmals um oder knapp über der 3.000er Marke.

Die Route lässt einige Varianten sowie Abstecher zu – je nach Zeit, Lust, und Laune. Vorteilhaft ist, dass die Muss-Tagesetappen bei entsprechender Planung relativ kurz (bis 1.200hm) gehalten werden können und man dafür Nachmittagstouren mit leichtem Gepäck ab der Hütte unternehmen kann. Das schont den Rücken und erweitert den Bewegungsradius.

Geparkt wird das Auto in Realp in Bahnhofsnähe und retour geht es komfortabel mit der SBB (Schweizerische Bahn). Dies hat den Vorteil, dass man zwischendurch ggf. auch abbrechen könnte, sofern beispielsweise das Wetter nicht mitspielt.

Die einzelnen Etappen

  • Tag1: Anreise nach Realp; Aufstieg Rotondohütte; Nachmittagstour aufs Rottällihorn
  • Tag2: Witenwasserenstock (Überschreitung) – Passo di Rotondo (Versuch Pizzo Rotondo) – Im Cher – Sidelenlücke – Alpe di Cruina – Capanna Corno Gries
  • Tag3: Comopass – Griesgletscher – Blinnenhorn – Rifugio Claudio e Bruno; Nachmittagstour Blinnenjoch
  • Tag4: Lago del Sabbione – Ofenhorn – Lago di Vannino – Passo Busin – Lago Busin Inferiore – Lago Busin Superiore – Bocchetta della Valle – Alpe della Valle – Lago Di Devero – Crampiolo – Rifugio Castiglioni
  • Tag5: Schwarzhorn – Furggulti – Schäre – Fäld (Binntal); Taxi nach Fiesch; SBB nach Realp; Aufstieg Hotel Tiefenbach (am Furkapass)
  • Tag6: Galenstock (Versuch) – Hotel Tiefenbach – Realp; Heimreise

In unserem Fall war Tag6 als Reserve geplant, den wir aufgrund des Wetterglücks für die Besteigung eines echten „Gletscherberges“ nutzen wollten. Hierfür bieten sich Galenstock sowie Tiefenstock an. Letzterer sogar als Rundtour mit Abfahrt über den Rhonegletscher und Wiederaufstieg zum Furkapass (was wir aufgrund des Wetterberichts und der längeren Heimreise nicht gemacht haben).

Tag1: Realp – Rotondohütte + Rottällihorn

Der Anreisetag beginnt locker, denn wir haben keinen Stress. Mit dem Auto fahren wir nach Andermatt, wo wir nach einer Jause weiter nach Realp fahren. Dort befinden sich einige Parkmöglichkeiten. Für mehrere Tage eignet sich der Parkplatz der SBB nahe des Bahnhofs. Die Mehrtagestickets hierfür erhält man beim Schalter der Autoverlad (CHF 5,– pro Tag). Sofern man nur 1 Tag parkt kann man das Ticket direkt beim Automaten ziehen. Achtung bei der Zufahrt: Hier können teilweise tiefe Spurrillen oder Löcher sein. Am Besten mit „leerem“ Auto langsam herantasten und ggf. davor mit einem Skistock in der „Suppe“ stochern. Unser Auto ist beim Verlassen des Parkplatzes an dieser Stelle aufgesessen und stand bis über die Radfelgen im Wasser…

Der Aufstieg zur Rotondohütte dauert rund 3 Stunden, startet bei der alten Dampflock und führt anfangs über einen breiten Forstweg. Der Weiterweg ist landschaftlich schön – zieht sich gefühlt jedoch etwas in die Länge. Die Route ist mit 30+ Stangen klar markiert.

Zur Akklimatisierung haben wir uns für den Nachmittag noch für einen Abstecher zum Rottällihorn entschieden. Der Aufstieg ist technisch problemlos. Für die Abfahrt haben die weiten NO-Hänge gewählt, die länger von der Sonne beleuchtet werden. Am Weg zurück mussten wir den Tälligrat queren. Beim Durchgang des Sommerwegs sind wir hoch im Hang über den harten Schnee gequert, wodurch wir ohne Gegenanstieg zurück zur Hütte kamen.

Bei etwas mehr Zeit wäre es besser (und abfahrtstechnisch ergiebiger), bis zum höchsten Punkt (ca. weitere 200hm) aufzusteigen und direkt über die steilen Hänge zur Hütte abzufahren.

Tag2: Witenwasserstock – Passo di Rotondo – Im Cher – Sidelenlücke – Cap. Corno Gries

Bereits am zweiten Tag der Tour wird es technisch spannend. Der Witenwasserstock lässt sich entweder großräumig umgehen (was wohl viele tun, die sich auf der Tour de Soleil befinden), oder überschreiten. Der Aufstieg wird zunehmen steiler bis man die „Gratschulter“ erreicht. Ab hier macht es Sinn, die Ski am Rucksack zu montieren und zu Fuß (ggf. mit Steigeisen weiter zu gehen bis zur Lücke, wo Ski- sowie Rucksackdepot gemacht wird. Weiter geht es luftiger entlang rechts unterhalb des Grats und schließlich direkt auf dem Schnee- und Felsgrat. Der Wintergipfel ist ca. 10m Luftlinie vom Sommergipfel (Wandbuch) entfernt. Mit Sicherungen wäre der Sommergipfel wohl ebenfalls möglich – wir schenken ihn uns mangels Zeit jedoch.

Retour zum Depot, wo sich 2 mögliche Abseilpunkte auf die andere Seite befinden (Bolt mit Bohrlasche). Grundsätzlich wäre Abklettern wohl auch möglich, aber nicht zu empfehlen, da das Gelände abdrängend, der Fels eher glatt und die Rucksäcke samt Ski schwer und sperrig sind. 50m Seillänge sind komfortabel, 40 tun es auch. Für technisch versierte reicht wohl auch ein 30er – v.a. wenn der Großteil der Mannschaft über die volle Seillänge abgelassen wird.

Wir fellen ab und rutschen auf der Schattseite des Pizzo Rotondo diagonal – und um diesen herum – ab. Dann wird wieder aufgefellt und wir steigen Richtung Pizzo Rotondo auf. Aufgrund des wenigen, dafür betonharten Schnees brauchen wir mehr Zeit als gedacht. Auf halber Höhe erkennen wir den finalen Aufstieg (ca. 200hm), der zwar gespurt ist – aber auch hier entscheiden wir uns mangels Zeit, der späten Tageszeit (Schneerutsche) sowie der verbleibenden Wegstrecke den Gipfel zu canceln.

Rückblickend hätten wir uns somit den Aufstieg sparen und direkt nach Norden abfahren können. Egal – das holen wir jetzt nach und fahren über die NW-Hänge in den Talboden ab. Schluss ist dann in der Kesselebene „Im Cher“, wo wir eine Pause einlegen und die Felle aufziehen.  Von hier lässt sich der Aufstieg in die Sidelenhütte bereits gut einsehen. Die Route ist in der Swissmap als Abfahrtsvariante eingezeichnet – primär aufgrund des Schlussanstieges, für den wir die Ski wieder am Rucksack montieren. Die letzten 100hm ziehen sich und wären bei mehr Schnee sicherlich einfacher (weil ohne Tragen) – möglich. Der Forcella-Gipfel ließe sich noch mitnehmen, was wir aber – ihr könnt es bereits ahnen – mangels Zeit und Energie sein lassen.

Durchs Valle della Prosa schwingen wir über sanft geneigte Hänge zur Nufenen-Passstraße bis auf eine Höhe von 2.000m über See. Mittlerweile hat sich die Sonne verabschiedet und wir ziehen kurz nach der Alpe Cruin die Felle ein letztes Mal auf. Es folgen die letzten gut 300hm zur Capanna Corno Gries – ein Hüttenzustieg, der länger dauert als gehofft. Aber das liegt wahrscheinlich an dem langen, zurückliegenden Tag :-)

An dieser Stelle sei allen eine Übernachtung in dieser sowohl architektonischen, wie vor allem kulinarischen Hütte empfohlen. Die neuen Pächter bieten schmackhafte Tessiner Küche und in den komfortablen Zimmern (mit überlangen Betten!) lässt es sich gut nächtigen.

Tag3: Comopass – Griesgletscher – Blinnenhorn – Rifugio Claudio e Bruno; Nachmittagstour Blinnenjoch

Der heutige Tag steht weniger im Zeichen der Höhenmeter, sondern wird sich eher an der Weglänge orientieren. Ab der Hütte laufen wir auf der Sonnseite entlang der Ratracspur zum Comopass, wo wir abfellen. Rückblickend definitiv die richtige Entscheidung, denn wir kommen rasch hinunter zum zugefrorenen Griessee und machen sogar einige Streckenmeter entlang des Ufers. Mit Fellen steigen wir über den flachen Griesgletscher und können bereits von Weitem das Blinnenhorn ausmachen.

Das Gelände ist bis dorthin sanft geneigt – teilweise etwas zu sanft, was die Geduld auf eine Probe stellt. Zu Beginn der Gipfelflanke machen wir Rucksackdepot und steigen mit Ski bis zum Gipfelkreuz. Die Italienier haben hier oben sogar einen „Altar“ (für Bergmessen?) errichtet und ich muss zugeben, dass der Ort nicht besser hätte gewählt werden können. Das Panorama auf die 4.000er des Berner Oberlandes und des Wallis könnte nicht imposanter sein. Die Aussicht von hier oben ist ein echter Traum!

Für die Abfahrt zum Rifugio Claudio e Bruno gibt es mehrere Möglichkeiten, wobei die sicherste via Rothornpass ist. Vom Fun-Faktor her wäre es besser, auf halber Strecke zwischen Gipfel und Pass nach Süden hin abzuzweigen. Die Skihänge dort sind ideal. Allerdings entscheiden wir uns aufgrund der geringen Schneeauflage und unsicheren Abfahrtsoptionen für den Pass.

Das Rifugio liegt aussichtsreich auf einer Anhöhe oberhalb des Gletschers und bietet ebenfalls eine imposante Aussicht. So beeindruckend, dass wir uns für eine Nachmittagstour zum Blinnenjoch entscheiden. Das Turbhorn wäre eine nette Draufgabe gewesen, allerdings sind die Verhältnisse suboptimal und wir wollen nicht zu spät zur Hütte kommen. Zumal ein Wiederaufstieg vom Gletscher hoch zur Hütte aufgrund der Schneelage unausweichlich ist. Bei mehr Schnee wäre es eventuell möglich weiter oben mit weniger Höhenverlust zu queren – bin mir aber nicht sicher.

Tag4: Ofenhorn – Lago di Vannino – Passo Busin – Lago Busin – Bocchetta della Valle –Lago Di Devero – Crampiolo – Rifugio Castiglioni

Der heutige Tourentag wird mir in sehr guter Erinnerung bleiben, da er unheimlich abwechslungsreich ist. Zuerst fahren wir zum See ab, an dessen Ufer wir die Felle aufziehen und über den Gletscher „Ghiacciaio del Sabbione“ entlang der gut sichtbaren Markierungsstangen zum Richtung Ofenhorn aufsteigen. Auf rund 2.900m machen wir direkt am Gletscher Rucksackdepot und spuren die relativ steile Ostflanke bis zum Gipfel. Der Aufstieg dauert länger, als gedacht – klappt jedoch unkompliziert – sofern man mit Harscheisen unterwegs ist.

Nach erfolgreicher Gipfelbesteigung holen wir die Rucksäcke und fahren bis kurz vor den Torri del Vannino. Wir halten uns rechts und schwingen im Frühlingsfirn über weite Hänge bis zum Südwestufer des Lago Vannino. Mit Fellen geht’s hoch zum Passo Busin – einem idealen Jausenplatz mit schönem Panorama über die Seen. Ohne Felle rutschen wir entlang des Westufers ca. 1km ab und fellen erneut auf. Über den kleinen Lago Busin Superior steigen wir der Bocchetta della Valle entgegen, die zum Schluss richtig steil wird.

Vom Übergang lässt sich der langgezogene Lago di Devero gut erblicken – besonders interessant ist der Wechsel der Vegetation. Dominierte bis hierher eher karge Hochgebirgslandschaft, so tun sich hier große Lärchenfelder auf und die Gegend wird insgesamt lieblicher. Über die Alpe Naga geht’s bis zur Alpe della Valle, wo wir leider nochmals kurz die Felle aufziehen müssen für ca. 50hm. Ab dann queren wir oberhalb des Sees diagonal bis zum Südzipfel.

Kurz nach dem See erreichen wir die (zumindest im Winter) verlassene Siedlung Crampiolo, die malerisch in der Sonne liegt. Mit etwas Stockeinsatz und anschieben überqueren wir die Ebene bei Vallaro, bevor es über einen planierten Winterwanderweg direkt zur Siedlung Cantone geht. Hier befindet sich das urige Rifugio Castiglioni als Teil der Alpe Devero. Hier befindet sich übrigens ein kleines Skigebiet mit 3 Liften und 9 km Pisten. Deutlich interessanter dürfte das Skigebiet für die Variantenabfahrten sein – entsprechende Schneehöhen vorausgesetzt.

Heute sind wir die einzigen Übernachtungsgäste der Hütte und wir werden fürstlich versorgt. Zur Belohnung gönnen wir unseren müden Körpern eine heiße Dusche und genießen die Ruhe auf der Alpe. Idyllisch ist es hier…

Tag5: Schwarzhorn – Furggulti – Fäld (Binntal) – Fiesch – Realp – Aufstieg Hotel Tiefenbach

Die Vorbereitungen für den heutigen Tag waren etwas tricky, denn wir wollen zurück nach Realp und zum Hotel Tiefenbach aufsteigen. Dazwischen liegen das Schwarzhorn, Binntal, eine lange Straße sowie gut einstündige Zugstrecke. Deutlich leichter hätten wir es gehabt, wenn wir – so wie ursprünglich geplant – Im Binntal übernachten würden. Mangels Unterkunft blieb uns diese Option leider verwehrt und es musste eine clevere Logistiklösung her. Da wir a) nicht zu früh aufstehen wollten, wir b) nicht wussten, wie weiter wir im Binntal abfahren konnten (Schneelage) und c) der Bus Binntal-Fiesch mit mehrstündigen Intervallen verkehrt, haben wir uns für eine flexible Taxilösung entschieden. Rückblickend war diese Entscheidung goldrichtig!

Beginnen wir am Anfang: Wir starten mit den angeschnallten Ski von der Hütte und steigen ca. einen halben Kilometer jenen Weg auf, den wir am Vortag abgefahren sind. Beim ersten Wegweiser zweigen wir links ab und nähern uns dem Tobel entlang des T. della Rossa. Oh Freude: hier dürften wir die Ski ca. 200hm tragen :-( Was uns einiges an Zeit kostet. Aber wir haben gottseidank keinen Stress…

Ab der Ebene Pian della Rossa geh’s mit den Ski weiter in die Lücke links (südlich) des Schwarzhorns. Die letzten 200hm sind steil und bewältigen wir in einer Mischung aus engen (und SEHR VIELEN) Spitzkehren und Tragen. Das kostet Zeit und Kraft – liegt aber nach 4,5 Std. ab Hütte hinter uns. Im Übergang deponieren wir unsere Ausrüstung und steigen zu Fuß auf den Gipfel des Horns. Das bringt den großen Vorteil, dass wir sämtliche Abfahrtsoption gut einsehen können. Oh Freude (dieses Mal ohne sarkastischen Unterton): Einige Skispuren ziehen direkt über die Nordflanke hinunter und der Schnee dürfte bis zum Ort Fäld reichen.

Also, ran an die Sache: Abstieg, Ski an, Material verstauen, Rucksack hoch und los geht’s. Ein guter Durchschlupf mit genügend Schnee ist rasch gefunden und wir begeben uns in die zunehmend steiler werdende Nordflanke. Die steilste Schlüsselstelle hat um die 45°, wobei weniger die Steilheit die Herausforderung ist, sondern mehr der kleine Wasserfall über den wir drüber müssen. Im Sommer dürfte es sich um eine kleine Stufe handeln. Im Winter bei genügend Schnee kein Problem – bei uns ging es gerade noch so.

Auf der Mässeralp zücken wir das Handy und geben dem Taxi Bescheid, das uns eine Viertelstunde später am Endpunkt dieser Etappe bei einer markanten Brücke samt Wanderparkplatz am Ende der Forststraße in Empfang nimmt. Alternativ hätten wir zu Fuß 2,5km nach Binn zur Busstation tragen müssen – ein wenig reizvolles Unterfangen.

Mit dem Taxi geht’s nach Fiesch, von wo aus wir den Zug nach Realp nehmen. Beim Auto packen wir um, verlängern das Parkticket und steigen in knapp 2 Std. zum Hotel Tiefenbach auf, das wir kurz vor Sonnenuntergang erreichen.

Das Hotel bietet u.a. ein günstiges Touristenlager inkl. heißer Dusche und wirklich tollem Abendessen. Das Frühstücksbuffet am nächsten Morgen spielt ebenfalls alle Stückerl. Hier lässt es sich vornehmlich auch mehrere Tage aushalten!

Tag6: Galenstock (Versuch) – Hotel Tiefenbach – Realp; Heimreise

Last day – und auch dieser bringt neue Facetten. Zur Wahl stehen entweder Galenstock oder Tiefenstock, wobei letzterer technisch deutlich einfacher ist. Es bietet sich bei genügend Zeit auch die Überschreitung mit Abfahrt über den imposanten Rhonegletscher an. An dessen Ende trifft man beim Belvedere auf die Furka-Passstraße, über die man nach 200hm Aufstieg wieder zum Hotel Tiefenbach abfahren könnte.

Da der Wetterbericht ab Mittag starke Bewölkung prophezeit und wir das Gefühl haben, in den letzten Tagen bereits genug Meter gemacht zu haben, entscheiden wir uns für den Galenstock. Der Aufstieg über den Gletscher lässt Hochalpin-Flair aufkommen. Unterhalb des Grats machen wir Skidepot und steigen mit Steigeisen und Pickel in steilem Gelände hoch. Erste Schlüsselstelle ist eine Wechte kurz vorm steilen Ausstieg. Nachdem diese gemeistert ist (glücklicherweise waren wir nicht die ersten Aspiranten) stehen wir auf der flachen Gratschulter.

Am Ende eben dieser befindet sich erneut ein Gletscherrest – dieses Mal blau und blank. Habe ich in dieser Konstellation noch nie gesehen. Diese zweite Schüsselstelle verwehrt uns jedoch den Weiterweg, der uns zu technisch und umständlich erscheint – vor allem in Anbetracht der Wetter- und Zeitsituation. Bei mehr Schnee würde man hier wohl einfach im Firn hochstapfen – aber so ist uns das insgesamt zu heikel.

Glücklicherweise haben unsere „Vorgeher“ eine Eissanduhr hinterlassen, über die wir das obere unangenehme Stück über die Wechte abseilen können. Danach geht’s zurück zum Depot, Ski an, Rucksack auf und runter zum Hotel Tiefenbach. Ab dort unschwierig zurück nach Realp zum Auto, wo wir nach einer gelungenen Tourenwoche abklatschen und zufrieden die Heimfahrt antreten.

Fazit

Für mich eine der tollsten Skidurchquerungen bisher. Landschaftlich ist wirklich alles dabei, von sanftem Gelände über Lärchenwälder, urige Alpen, viele Gebirgsseen, spannende Übergänge, fordernde Gipfel, gästefreundliche Hütten. Zudem hätte das Wetter nicht besser sein können – lange Tage voller Sonne, kalte Nächte, wenig Wind – nur etwas mehr Schnee hätte sein dürfen. Eine absolute Empfehlung – auch für gemütliche SkitourengeherInnen, die nicht tausende Höhenmeter pro Tag schrauben möchten.

Eckdaten

Region:   Schweiz, Kanton Uri + Italien
Unterkünfte:   Siehe Etappen
Höchster Punkt:   Galenstock, 3.586m 
Berge:   zahlreiche einfache und anspruchsvolle 3.000er. Mit  Gletscherkontakt.
Beste Zeit:   Ende Februar bis Anfang Mai

 

Etappen