Freitag bis Sonntag ging’s mit Iris ins Ötztal Schnee-suchen. Nach einem längeren Stop in Ötz zum Einkaufen fuhren wir flott als de facto einziges Auto nach Vent – dort wo das Ötztal dann wirklich aus ist :-) Vom Parkplatz der Martin-Busch-Hütte folgten wir zuerst dem Schlepplift und später dem gewalzten Zubringerweg. Nach ca. 2/3 Wegstrecke ist dann Schluss mit lustig, der Weg endet und die Skispur startet. Dieses letzte Drittel ist bei klarer Sicht kein Problem – mit vollem Marschgepäck, sehr wenig Sicht und im Schein der Stirnlampe aber teilweise gar nicht ohne. Nach knapp über 2 Std. erreichen wir die Hütte, die bereits von 2 netten Tschechen beheizt wird, die dankenswerterweise auch die Spurarbeit bis hier hier übernommen hatten.

Martin-Busch-Hütte (Winterraum)

Schnell geht’s zur Sache und wir lassen uns Grießnockerlsuppe, Tortellini mit Gemüsesauce, Rotewein, Gummibärlis und Schoko schmecken, bevor wir in den Schlaf-Modus wechseln. Ein paar Worte zur Ausstattung des Winterraums: 1 Gemeinschaftsraum (klein, aber fein) inkl. Ofen, massig trockenes Brennholz, 1 Schlafraum mit 2×3 Lager sowie einem Doppelbett. Beide Räume hell, inkl. Heizkörper (!!!), Fenster und Licht. Tiptop! Aussattung ansonsten überschaubar. Der Raum dürfte neu gemacht sein und befindet sich im UG der Hütte neben dem Skiraum. Außen steht ein Toitoi.

Samstag

Der Wecker der Tschechen geht um 06:00 – definitiv zu früh für uns, also lassen wir sie mal packen. Eine Std. später kriechen auch wir aus den Betten und lassen uns Kaffe, Tee, Ingerwasser (Iris… :-)), Mohnstrudel, Schinken, Käse und Brot schmecken. Die Wolken verziehen sich nicht wirklich als wir anfellen und auf die andere Grabseite Richtung Hintere Schwärze spuren. Nach 20min entschließen wir uns aufgrund der miesen Sicht und des anspruchsvollen Geländes zur Umkehr und der Spur der Tschechen Richtung Similaun zu folgen. Rasch holen wir die Jungs ein und trennen uns kurz danach schon wieder, da wir auf die Finailspitze wollen. 

Unterhalb des Gipfelaufbaus stürmt’s gewaltig, aber dafür ist auf dieser Talseite eindeutig besseres Wetter als auf der anderen. Der Weg auf den Gipfel ist nicht einfach – zuletzt über einen Schnee-Grat, der einige gewaltige Tiefblicke offenbart. Happy erreichen wir nach getaner Arbeit das Kreuz, wo es zwar fast windstill ist, jedoch keine Sicht herrscht. Also absteigen, Ski anschnallen, zur Ötzi-Fundstelle, eine gar nicht so kleine Schneebrett-Lawine lostreten und der Aufstiegsspur entlang durch feinen Pulver hinunter ins Tal, wo wir auf die Spur der Tschechen zur Similaunhütte stoßen. Wir jausnen in der kurzen Sonnenpause, folgen der Spur, trennen uns am unteren Teil des Gletschers jedoch von ihr und legen eine eigene, etwas direktere hoch bis zum Similaun. Unterhalb des Gipfelaufbaus treffen wir auf unsere osteuropäischen Weggefährten – was auch immer die so lange getrieben haben?!

Mit Ski gehen wir bis kurz unterhalb des Gipfels, der Wind bläst eisig, dafür reißen die Wolken auf. Als wir am Gipfel ankommen folgt die große Überraschung: Windstille! Wie ist das möglich?!? Egal, Jause, abstieg, abfellen und aufgrund der Sicht der Aufstiegspur entlang abfahren. Unterhalb der Similaunhütte treffen wir wieder auf unsere Freunde und schneiden an diesen vorbei zur Hütte, wo uns die nächste Überraschung in Form von 8 Paar 7 Paar Ski und 1x Schneeschuhen erwartet. Die Ötzi-Völkerwanderung dürfte also eingetroffen sein… Wahnsinn: 12 Leute in einem Winterraum, der für max 8 ausgelegt ist – cosy :-( Trotzdem lassen wir’s uns gut gehen: Heut gibts Süß-Sauer-Asia-Huhn mit Gemüse und Reis, danach gibt’s die üblichen Verdächtigen: Gummibärli, Schoko, Vino Rosso :-)

Sonntag

Die Nacht verlief wie erwartet – kein Kommentar. Wir brechen als vorletzte Seilschaft auf und folgen nicht der Meute sondern stapfen wieder Richtung Hintere Schwärze. Strahlendblauer Himmel begleitet uns von der Hütte weg, der Schnee ist leichter Powder-pur, die Sonne wärmt unsere kalten Gesichter und wir spuren dem Gletscher entgegen. Die Gegend ist schlichtweg ATEMBERAUBEND! Der Wahnsinn hier! Und wir ganz alleine, das ganze Tal gehört nur uns allein :-).

Am Ende der markanten Moränen Seilen wir an (eigentlich viel zu früh, aber wir haben das ganze Zeug sowieso dabei), umgehen die Spaltenzone in einem weiten Rechtsbogen und nähern uns langsam aber sicher der Schwärze. Unterhalb des Gipfels wird der Schnee härter und steiler bis wir kurz unterhalb des felsigen Kamms Skidepot machen. Wir versuchen unser Glück zuerst direkt – kein Weiterkommen. Ein Stück runter, nach links queren und nochmals rauf. Hier geht es besser, aber trotzdem „schwindlig“. Der Fels zerbröckelt in der Hand – hier kann man sich auf absolut keinen Tritt und keinen Griff verlassen. Kurze Zeit später überschreiten wir den Kamm und nähern uns dem Gipfel, der auf den letzten 15m nochmals durch 1er Fels/Blockgelände zu erklettern ist. Wie lässig!!!

Endlich einmal passt alles: Gipel, Wetter, Uhrzeit, Wind, Sicht, Begleitung und Panorama machen die Stimmung am Berg genial! Nach der wohl verdienten Jause geht’s an die perfekte Abfahrt durch feinsten Pulver entlang der Aufstiegsspur. Die letzten 100hm geht’s über den Gegenanstieg zurück zur Hütte, wo wir uns zusammen packen und über die vorhandene Ski- und später Pistenspur zum Auto nach Vent geht.

Fazit

Tolle Gipfel, schöner Winterraum – wenn auch überfüllt. Traum-Schnee – Herz, was willst du mehr!?!

GPS Track Tag1:

GPS Track Tag2:

GPS Track Tag3: