Urlaub im Langtauferer Tal
Prolog
Ein Sommerurlaub im Südtiroler Langtauferer Tal wird jedem sicherlich lange in Erinnerung bleiben. Abseits des Trubels rund um den Reschensee kann man hier perfekt entschleunigen, wandern und in Ruhe die wunderbare Bergwelt genießen. Ganz besonders gut lässt sich das im „Bergrefugium“ Langtaufererhof machen, wo wir einige Tage zu Gast waren…
Das Langtauferer Tal – ein schönes Fleckchen im Südtiroler Vinschgau
Kennt ihr dieses Bild? Dieses Bild vom alten, steinernen Kirchturm im See? Wenn nicht, dann ist es höchste Zeit, „Kirchtum See“ zu googlen.
Die Rede ist vom kleinen Ort Graun am Reschensee mit seinem berühmten, versunkenen Kirchturm, der jährlich zig-tausende Touristen anlockt und als begehrtes Fotomotiv in keinem Album fehlen sollte. Der nahe Grenzort Nauders ist aufgrund seiner tollen Bike-Infrastruktur als Mountainbike-Mekka weit über die Grenzen hinaus bekannt und Vorbild vieler Tourismusdestinationen. Absolut zurecht, wie wir meinen!
Wer es ruhiger und naturbelassen möchte, der zweigt (von Norden her kommend) direkt nach dem Tunnel in Graun nach links (Osten) ab und folgt der Straße rund zehn Kilometer taleinwärts ins Langtauferer Tal. Den Talschluss bildet der große Parkplatz in Melag. Hier liegt auch der Ausgangspunkt der beschaulichen Wanderung zur Weißkugelhütte, die wiederum den meisten Weißkugel-AspirantInnen als Herberge dient.
Die Anreise hierher gestaltet sich – zumindest mit dem Auto – relativ einfach: Vom Inntal her kommend entweder via Landeck über die kurvenreiche Straße oder ab dem Knoten Oberinntal gemütlich durch den Landecker Tunnel der B180 nach Süden folgend. Diese geht in die SS40 über, die am Reschensee entlang verläuft und weiter ins Vinschgau führt. Die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln funktioniert bis zum Bahnhof Landeck hervorragend. Von hier aus geht es mit dem Bus weiter nach Nauders. Dort wird es aufgrund der Taktzeiten spannend und es empfiehlt sich die Organisation eines Shuttles.
Idealer Stützpunkt: 4* Bergrefugium Langtaufererhof
Unsere Unterkunft – der Langtaufererhof – liegt im Ortsteil Kappl, wenig hundert Meter bevor die Straße endet. Es handelt sich um ein stilvolles 4-Sterne-Haus, das alle Stückln spielt. Die Zimmer im neuen Trakt sind im modernen „Alpin-Stil“ mit klarem Bezug zur Umgebung gestaltet und offenbaren charmante Details. Die Küche ist hervorragend: besonders erwähnenswert ist das großzügige Frühstücksbuffet sowie das ausgezeichnete 4/5-gängige Abendmenü mit Wahlmöglichkeiten. Sepp Thöni verwöhnt als Chef de Cuisine seine Gäste und hat außerdem als leidenschaftlicher Bergler stets wertvolle Tourentipps parat. Es wird wöchentlich ein Programm erstellt, gefüllt mit authentischen Wanderungen unterschiedlicher Levels mit Sepp Thöni und Rudi auf die Almen und Gipfel der Umgebung, Yogaeinheiten, Qigong, und vieles mehr. Man kann ebenso E- Bikes ausleihen – einschließlich geführter Ausflüge in die Umgebung. Wie ihr seht gibt es ein vielseitiges Angebot – ideal für alle, die sich gerne treiben lassen und vor Ort spontan entscheiden möchten.
Ein wahres Gustostückerl sind die beiden Wellnessbereiche im Untergeschoss und auf dem Dach. Letzterer bietet neben einer finnischen Sauna mit Panorama-Fenstern Richtung Weißkugel auch einen Outdoor-Whirlpool mit Bergblick. Eine Etage tiefer lässt es sich im „Alpine-Silence-Room“ komfortabel entspannen, Yoga machen, oder in einem Buch der hauseigenen Bibliothek schmökern. Im Untergeschoss befinden sich Dampfbad, Saunen, Ruhebereiche, Whirlpool und einiges mehr. Perfekt, um die müden Beine nach einem fordernden Bergtag zu erholen!
Insgesamt merkt man an jeder Ecke des Hauses, dass Familie Thöni viel Liebe in ihr Herzstück steckt und dass ihnen das Wohl der Gäste ein großes Anliegen ist. Denselben Spirit spürt man auch beim restlichen Team, das sich sehr engagiert und stets freundlich um die Hausgäste bemüht. Die ausgezeichneten Bewertungen auf bekannten Online-Buchungsplattformen sind nicht ohne Grund…
Tourenmöglichkeiten im Überblick
Im Langtauferer Tal finden sich zahlreiche wanderbare 3.000er ohne Gletscherkontakt, urige Almen und es stellt sich rasch das Gefühl ein, ganz weit weg vom Mainstream-Tourismus zu sein. Die meisten Berggipfel sind über Wanderwege bzw. mehr oder weniger gut erkennbare Steige zu erreichen und mit rund 1.000 Höhenmetern auch als Tagestour machbar. Abenteuerliche Aufstiege finden sich insbesondere südöstlich der Melager Alm – z.B. die Freibrunner Spitze, wobei diese überwiegend im Winter mit Ski gemacht werden.
Hochtourengehern sticht sicherlich der höchste Gipfel der Region – die Weißkugel mit gut 3.700m Metern – ins Auge. Als Tagestour ist dieser Berg nur wenigen, sehr fitten Menschen, vorbehalten. Die kleine Weißkugelhütte bietet sich dann optimal als Stützpunkt an. Der Neu-/Umbau der Hütte ist aufgrund des Gletscherrückgangs bereits länger im Gespräch – auch von einem neuen Standort auf der anderen Talseite ist die Rede. Am Besten also, die Gelegenheit nutzen, und die derzeitige Hütte besuchen, so lange sie in dieser Form besteht!
Wanderern empfehlen wir, jedenfalls dem Langtauferer Ferner einen Besuch abzustatten. Idealerweise im Rahmen einer Gletscherwanderung von Melag, über die Melager Alm, weiter zur Weißkugelhütte und hin zum Gletscher.
Rundtour: Rotebenkopf & Falbenairspitz
Zum Auftakt lassen wir es trotz schlechten Wetters gleich ordentlich krachen. Wir starten mittags mit den E-Bikes direkt vor der Haustür, rollen einige Meter die Asphaltstraße hinunter und zweigen nach dem kleinen Speichersee links ab. Ãœber eine Forststraße schlängeln wir uns durch den Wald, passieren die Maseben Alm und erreichen am Ende der geschotterten Straße Maseben – aka: „Atlantis der Berge„. Unterhalb der Hütte befinden sich die Bergstation des stillgelegten Sessellifts und die Talstation des ebenfalls stillgelegten Schlepplifts. Die Liegestühle auf der herrlichen Terrasse laden zum Verweilen ein und für das leibliche Wohl ist ebenfalls bestens gesorgt. Auch Kinder kommen auf dem kleinen Spielplatz auch auf ihre Kosten.
Wir deponieren unsere Fahrräder bei der Hütte und starten zur eigentlichen Rundtour. Dabei folgen wir dem Weg Nr. 17, der nach der ersten Abzweigung nahtlos in #17A übergeht. Wenige hundert Meter später trifft dieser auf Weg #5, der von der Melager Alm hoch in die Planaischarte führt. Im oberen Abschnitt ist Trittsicherheit und Durchhaltevermögen gefragt, denn der Steig schlängelt sich steil zur Scharte hoch. Von hier könnte man noch über einen unmarkierten Weg den Roten Kopf (3.246m) besteigen. Das Panorama in dieser Hochgebirgslandschaft ist dank der umliegenden Gletscher grandios und wir ertappen uns dabei, bereits Skirouten für den Winter auszuspähen.
Nachdem unsere Gedanken wieder ins Hier und Jetzt zurückkehren, wenden wir uns nach Nordwesten und besteigen den Rotebenkopf (3.157m). Die Karte lässt eine „tiefer“ liegende Route vermuten, aber wir empfehlen, sich nahe am Grat zu halten. Der unspektakuläre Gipfel ist mit einem großen Steinmännchen markiert. Wir folgen der bis hierher eingeschlagenen Linie und steigen den Blockgrat auf der anderen Seite ab. Die leichte Kletterei erfordert etwas Trittsicherheit und Konzentration. Nach Erreichen der Scharte treffen wir erneut auf Weg #17, über den wir auf den pyramidenförmigen Falbenairspitz (3.199m) gelangen. Das große, hölzerne Gipfelkreuz entpuppt sich aus der Nähe betrachtet als kleines Miniaturkreuzchen.
Für den Abstieg in den Talkessel gibt es nun zwei Möglichkeiten: a.) nach Norden über einen Jägersteig und durch steiles Gelände hinab oder b.) nach Westen in die Scharte unterhalb der Mitterjoch-Spitze und über den markierten Steig ebenfalls hinunter. Aufgrund der bescheidenen Sichtverhältnisse entscheiden wir uns für die sichere Variante B, die zwar etwas länger dauert, dafür aber einfacher zu finden ist. Wären die Verhältnisse besser, dann könnte man ab hier noch die Mitterjoch-Spitze (3.176m) besteigen. Ein Projekt für unseren nächsten Besuch wäre dann noch die Rundtour via Tiergartenspitz (3.068m) …
Beim Abstieg nach Maseben durchs beschauliche Valbenairtal freuen wir uns schon auf eine Tasse warmen Tee, denn mittlerweile sind wir einige Stunden im Graupelschauer unterwegs. Freundlicherweise bietet uns der Wirt an, dass wir mit ihm im Pinzgauer nach Kappl hinunter mitfahren können. Ein Angebot, das wir in Anbetracht des anhaltenden Regens und zum Schutz unserer kleinen Lena gerne annehmen. Außerdem ist das für uns die erste Fahrt in einem solchen Gefährt – quasi die Sommervariante einer Schlittenkutschenfahrt :-)
Rundtour: Glockhauser
Hausherr Sepp Thöni hat uns diese Tour empfohlen – mit dem Hinweis, dass der Weg frisch markiert wurde und er selbst das neue Gipfelkreuz aufgestellt hat. Direkt hinter dem Langtaufererhof steigen wir über die Wege #7 und #1 Richtung Neue Schäferhütte auf. Diese bietet sich für eine Pause an, denn von der Hüttenterrasse aus lassen sich die vergletscherten Riesen auf der südlichen Talseite ausgezeichnet bestaunen. Wir folgen dem Melagbach in das wildromantische Hochtal, wo wir jausnen und den Hochlandrindern beim Grasen zusehen. Hier ist die Welt noch in Ordnung…
Nachdem wir die neuen Markierungen leider nicht finden, gehen wir in der Direttissima entlang der Skiroute ins Mitterkar. In der Ferne sehen wir einige Bergsteiger und folgen diesen in der Hoffnung, dass sie den richtigen Weg kennen. Das Gelände wird immer verblockter und obwohl der Gipfel zum Greifen nahe scheint, brauchen wir recht lange in diesem anspruchsvollen Gelände.
Unterhalb des Glockhauser (3.021m) befindet sich eine markante Scharte, wo wir erkennen, dass der richtige (markierte) Weg weiter links (westlich) im Mitterkar gewesen wäre. Ab der Scharte führt der Weg in logischer Linie auf den Gipfel und wieder hinunter. Nach wohl verdienter Jause steigen wir über den Wanderweg nach Westen zu den idyllischen Kappler Schwemmseen ab. Wir queren zu Weg #7, der uns über die Äußere Schäferhütte direkt zurück zum Ausgangspunkt führt. Der letzte Teil führt dabei über einen engen, steilen Pfad durch die Lawinenverbauungen.
Nachahmern empfehlen wir, diese Route in umgekehrter Richtung zu begehen. So ist die Wegfindung einfacher und man läuft nicht Gefahr, sich im verblockten Gelände zu verzetteln.
MTB-Singletrail gefällig?
Wie eingangs erwähnt ist Nauders das Bike-Eldorado schlechthin. Wer genügend Zeit und Energie mitbringt, kann die An- und/oder Rückreise gut mit einem Abstecher auf einen der lässigen 3-Länder-Trails nutzen. Mit Bergbahnunterstützung lassen sich so in kurzer Zeit viele tolle Abfahrtsmeter sammeln. Oder man plant bewusst einen wanderfreien Tag als Bike-Tag ein. Alle Infos findet ihr online auf der Website der Bergbahnen Nauders. Eine Empfehlung ist der Plamort-Trail von Nauders entlang der Bergkastelbahn über die Plamort-Ebene nach Reschen. Oder der 3-Länder-Enduro-Trail.
Transparency
Danke an dieser Stelle für die Einladung in den Langtaufererhof, wo wir kostenlos hervorragend versorgt wurden.
Fazit
Wer auf der Suche nach Ruhe, Entspannung und leichten Wanderungen in atemberaubender Bergkulisse ist, der wird im Langtauferer Tal definitiv fündig! Als Unterkunft können wir den Langtaufererhof uneingeschränkt empfehlen. Lage, Zimmer, Service, Küche, Wellnessangebote, Preis-/Leistungsverhältnis…. hier stimmt einfach alles!
Apropos Preise: Auf der Website www.langtaufererhof.it findet ihr immer wieder günstige Pauschalangebote!
Éjק
Region: | Langtauferer Tal, Vinschgau, Südtirol | |
Unterkunft: | Langtaufererhof, 1.870m | |
Höchster Punkt: | Weißkugel, 3.739m | |
Berge: | zahlreiche einfache und anspruchsvollere 3.000er. Mit und ohne Gletscherkontakt. | |
Beste Zeit: | ganzjährig | |
Hütte(n): | Weißkugelhütte (2.542m), Melager Alm (1.970m), Gasthof Maseben (2.267m) |
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