Test: Helsport Lofoten Superlight 3 Camp
Prolog
Wer – wie ich – nicht so einfach auf die Lofoten kommt, muss die Lofoten einfach zu sich holen. So geschehen mit dem neuesten Werk der Zelt-Edelschmiede „Helsport“, die mir via Bergfreunde kostenlos ein Highlight ihrer neuen Kollektion zum Testen zukommen ließen: Das Helsport Lofoten Superlight 3 Camp.
Test
Spätestens seit wir Neuzugang in der Familie haben plagt mich die Frage, wie wir zukünftig zu dritt in der Natur unterwegs sein werden. Außer Frage steht, dass wir unserer Kleinen so früh wie möglich, die Schönheit „da draußen“ vermitteln möchten. Ich erinnere mich gerne an meine ersten Nächte in der Wildniss, Sternenhimmel mit Milchstraße über dem Moosbett im Wald, miteinander am Lagerfeuer zu sitzen, und, und, und. Hütten sind nett, komfortabel und man ist weniger wetterabhängig – eine Übernachtung im Zelt ist aber ein ganz anderes Erlebnis. Just in diesem Moment wurde ich von den Bergfreunden.de gefragt, ob ich nicht eines der neuen Helsport Lofoten 3 Modelle testen möchte. Wie passend :-)
Hersteller: Helsport
Der skandinavische Hersteller hat sich auf Zelte, Schlafsäcke und Rucksäcke spezialisiert, die den hohen Ansprüchen des Nordens trotzen und auch bei widrigen Umwelteinflüsse gut funktionieren sollen. Der Trend zur Differenzierung wurde erkannt weshalb alle Genres bedient werden – von den Professionals bis zur Light-Fraktion. Zum Einsatz kommen Hightech-Materialien, die in aufwändigen Konstruktion mit Liebe zum Detail, erstklassig verarbeitet werden. Auf Traditionelles (zB Lavvu Zeltformen) wird ebenfalls Rücksicht genommen.
1951 gegründet, präsentierte Helsport zwei Jahrzehnte später das weltweit erste Tunnelzelt. Service und Qualität werden hoch geschrieben, daher gibt es 5 Jahre Garantie, Ersatzteile sind 10 Jahre lang zu beziehen und die hauseigenen Repair Centers helfen bei kleinen und großen Missgeschicken.
Zeltserien
Helsport unterscheidet bei Zelte in vier Linien: TREK, PRO, SUPERLIGHT, X-TREME.
TREK ist die Geldbeutel-schonende Basisvariante. PRO (oliv/grün) punktet mit langlebigen Materialien. SUPERLIGHT (blau) schont den Rücken, will dafür mit Liebe behandelt werden. E-XTREME (rot-gelb) bedient den harten Winter- und Expeditionsbereich. Einige Modelle – wie zB Lofoten – sind in allen vier Ausführungen erhältlich. D.h. Grundriss und Maße sind ident; die Unterscheidung erfolgt primär durch Materialien und Features (zB Moskitonetz-Eingang, stabilere Abspannleinen, etc.).
Für meine Bedürfnisse kann ich TREK (Materialien) und X-TREME (Preis, Gewicht) ausschließen. Die Frage, ob PRO oder SUPERLIGHT passt richtet sich primär nach dem Einsatzzweck, der Nutzungsintensität und dem Geldbeutel. Im Fall des Lofoten ist die SL-Variante 150,– teurer als die PRO-Version… Dafür erkauft man sich 1.300g weniger Gewicht.
Lofoten Serie
Beim der Größe kann man zwischen 2-, 3- und 4-Personen wählen. Das sind wie üblich im Zeltbusiness optimistische Werte, die sich nicht am typischen Norweger messen ;-)
Zusätzlich gibt es die „CAMP“-Option. Das bedeutet eine verlängerte Apside mit seitlicher UND frontaler Öffnung. Die große Frontöffnung ist das deutlichste Unterscheidungsmerkmal zur Fjellheimen-Serie, die ansonsten ähnlich konstruiert ist.
Das Lofoten besteht aus einem Innenzelt, das mittels Aufhängungen (Clips) am Außenzelt fixiert wird. Somit kann beides auf einmal aufgestellt werden. Alternativ kann auch nur das Außenzelt solo aufgestellt werden. Zu beachten ist, dass Tunnelzelte nicht ohne Heringe aufgestellt werden können. Bei Kuppelzelten ist das anders.
Materialien
Als Gestänge kommt DAC Featherlight NSL zum Einsatz, wobei gerade und gebogene Segmente verbaut werden. Für das Außenzelt wird Helsport Rainguard® Superlight (15D Polyamid-Micro-Ripstop-Gewebe, 2000 mm Wassersäule, beidseitig silikonbeschichtet) verarbeitet. Im Innenzelt Helsport Airflow Superlight (15D Ripstop-Material aus Polyamid, ohne Wassersäule, jedoch wasserabweisend beschichtet). Für den Boden wird Helsport Rainguard® Pro (40D Ripstop-Material aus Polyamid 3000mm Wassersäule, beidseitig silikonbeschichtet) genutzt, das bei den PRO und X-TREME Zelten für die Außenzelte verarbeitet wird.
Das Außenmaterial ist wirklich extrem dünn und fühlt sich an wie Seide. Dank Ripstopverarbeitung ist es trotzdem einigermaßen reißfest, wobei man auf mechanische Belastungen (zB Äste etc.) höllisch aufpassen sollte.
Zubehör
Beim SL werden 17 Stück leichte Heringe mitgeliefert. Beim PRO 19 Stück, die eine Spur mehr wiegen. Heringe und Gestänge (4 Stück, zwei unterschiedliche Farben) kommen in eigenen Packsäcken. Mitgeliefert wird ebenfalls ein Reparaturset bestehend aus: Stoff, Nadel, Faden, Reparaturhülse und extra Stangensegment. Klebeband oder Patches für den Notfall sollte man selber noch dazu tun.
Alle Bestandteile können ineinander gerollt werden und passen dann locker in den dünnen Packsack. Für einen zusätzlichen Footprint ist darin ebenfalls Platz.
Verarbeitung
Die Verarbeitung der Materialien ist top: Alles ist sauber vernäht und ordentlich. Bedenken habe ich bei den Befestigungen der Abspannleinen (hier gefällt mir das Patent der PRO-Serie etwas besser – erstens Verstärkung, zweitens Leinenmanager) und den Bodenverankerungen fürs Gestänge. Bei den PRO-Zelten sind diese massiver und können auf einer Seite nachgespannt werden. Bei den SL-Zelten sind sie zierlicher und können nicht nachjustiert werden. Die Gestängekanäle sind farblich markiert und innenliegend, was sich positiv auf Stabilität sowie Dichtheit auswirkt. Die Zips sind stabil und verfügen über eine Abdeckleiste. Die Nähte verzichten dank wasserdichtem Faden auf jegliche Schweißnähte (auch nicht am Boden).
Features
Der Zeltinnenraum gliedert sich in das Innenzelt, das über eine große Innenzelttür in die geräumige Apside führt. In dieser ist genügend Platz für Gepäck, Schuhe, Kochutensilien, ggf. ein Hund oder Fahrrad, etc. Als Highlight lässt sich die Apside vorne komplett aufrollen und man dadurch Ausblick auf die Umgebung. Allerdings klappt das Abspannen dann nur über die Leinen und nicht die vorderen Bodenlaschen der Apside. Zusätzlich ist eins seitlich Türe vorhanden.
Im Dach des Innenzelts finden sich 6 Laschen (jeweils 3 an Kopf- und Fußende), in denen optional ein Gearloft oder eine dünne Schnur angebracht werden kann. Bei den X-TREME Varianten ist ein passender Gearloft mit dabei und fände es nett, wenn Helsport auch den PRO und SL Zelten einen solchen beilegt. Apropos Gearloft: Bei der Outdoor in Friedrichshafen habe ich erstmals in einer Apside eine absolut lässige vertikale „Gear-Loft-Konstruktion“ mit Fächern zur Aufbewahrung gesehen. Das fand ich genial und lege ich allen Zeltherstellern ans Herz! Oder zumindest diverse Materialschlaufen, die mit Leinen verspannt werden können.
Das Zelt verfügt über das ausgezeichnete Airflow II Belüftungssystem, das aus 2 Top-Lüftern und 1 Bodenlüfter besteht. Die Top-Lüfter können natürlich von innen bedient werden und haben ein Moskitonetz. Eine technische Illustration zur Funktionsweise gibt es HIER.
Eckdaten
Hersteller: | Helsport | |
Modell: | Lofoten Superlight 3 Camp | |
Maße (LxBxH): | 425 x 180 x 90 (cm, Außenmaße) | |
Gewicht: | 2,1 kg inkl. Heringe; exkl. Footprint | |
Einsatzzweck: | 3 Season, Ultralight Equipment | |
Personen: | 3 (besser 2) | |
Eingänge: | 2 | |
Hersteller Website: | Helsport.no | |
Bergfreunde Shop: | Bergfreunde.de | |
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Persönliche Anmerkungen
Erfahrungen in der Praxis
Das Aufstellen erfolgt auch alleine problemlos: Außenzelt, Innenzelt und Footprint am Besten vorher im Garten miteinander verbinden und so im Packsack verstauen. Beim Aufbau dann das „Paket“ auslegen, an einem Ende einen Hering versenken, Zeltgestänge einführen, am anderen Ende ziehen, ebenfalls Hering versenken und das Dinge steht fürs erste. Dann die weiteren Heringe versenken und zuletzt die Abspannleinen anbringen. Wichtig sind hier weniger die seitlichen Leinen, sondern die an Kopf- und Fußende. Das bedeutet natürlich, sich vorher (!) Gedanken über den idealen Aufstellort zu machen. Bei Kuppelzelten lässt sich auch das aufgestellte Zelt noch umstellen.
Wie bei jedem Zelt ist das Platzangebot optimistisch gerechnet. 3 Erwachsene ist wirklich kuschelig, zu zweit ist es wirklich komfortabel. 2 Erwachsene mit Kind geht gut. Natürlich ist das auch abhängig vom Gepäck, wobei die geräumige Apside wirklich viel Platz bietet.
Wir nutzten das Zelt einige Male zum campieren im Tal bzw. mittleren Lagen. Hochalpin und im Winter ist Vorsicht geboten bzw. kommt es auf die Bedingungen (Wind, Schneefall) an. Wobei, mit einem warmen Schlafsack… warum nicht?! Ein sorgsamer Umgang sei jedenfalls empfohlen – d.h. aufpassen mit Hartware wie Steigeisen, Fahrrädern, etc. und bei der Wahl des Zeltplatzes (Äste etc.).
Info für groß gewachsene Menschen
Ich bin 1,95cm und verwende eine höhere Exped Luftmatte. Damit bin ich beim Lofoten ziemlich am Limit, was die Länge betrifft und stoße mit Schlafsack und Zehen am Innenzelt an. Das Fjellheimen ist von den Maßen her ein kleines Stück länger als das Lofoten. Allerdings verfügt das Lofoten beim Fußende über ein Gestänge, das mehr geneigt ist. Die Wand beim Fußende ist somit steiler und das vergrößerte den Freiraum bei den Zehen etwas. Im Ergebnis sind daher beide Zeltmodelle innen auf Zehenhöhe ähnlich lang.
Sinnvolles Extra – Footprint
Zum Schutz für den Boden nutze ich eigentlich immer einen Footprint. Zusätzlich wird die Kondensation durch Bodenfeuchtigkeit reduziert. Auch beim Lofoten 3 wird ein solcher als optimales Zubehör angeboten und deckt Innenzelt sowie Apside ab. Der Footprint kostet ca. 10% vom Zeltpreis – was deutlich günstiger ist, als wenn man den Boden austauschen lassen muss. Das Mehrgewicht ist vertretbar.
Fazit
Zugegebenermaßen: Ich bin kritisch, was Light-Ausrüstung betrifft. Zum Superlight habe ich gegriffen, da wir zukünftig mehr mit der Familie unterwegs sein werden und die Rucksäcke damit ohnehin schwerer werden. Bei den bisherigen Einsätzen hat sich das Zelt hervorragend geschlagen und steht schwereren Modellen in nichts nach. Interessant wird sein, wie das Zelt nach 5-10 Jahren Gebrauch aussieht. Die Reißfestigkeit der Materialien ist wesentlich höher als bei günstigeren Zelten, aber wie sie auf mechanische Beanspruchungen reagieren kann nur der langfristige Einsatz zeigen. Ich bin jedenfalls zuversichtlich – und wenn doch etwas schief läuft gibt’s ja den ausgezeichneten Repair-Service von Helsport!
Wer den gemäßigten Einsatz plant und wem die Gewichtsersparnis (über 1 kg gegenüber der PRO-Version!) wichtig ist, der findet im Lofoten Superlight eine hochwertige Behausung. Wer härtere und häufigere Einsätze plant, dem sei die günstigere und massivere PRO-Variante ans Herz gelegt.
Der Preis ist stolz, steht aber absolut in Relation zu den eingesetzten Materialien. Vergleichbare Zelte anderer Hersteller (zB Exped) sind ähnlich angesiedelt.
Transparency: Danke an dieser Stelle für das kostenlos zur Verfügung gestellte Produktsample!
Awesome review! Finally some good information explaining all the differences!:) Would the SL 3 tent be a good option when backpacking for a year and setting up the tent every 3 nights (while using it for a whole year!)?
Hello Rob,
Thanks for asking!
Well, that depends…
I would not use it under rough conditions – for example when you go to Iceland (famous for its insane sand storms!). Same goes with snow. If you’re planning to use it under normal conditions and if you be careful it should work.
The tent is perfect for „average“ conditions and is not designed for „heavy“ use.
So it really is up to your travel route…
In any case I highly recommend using a footprint – no matter what brand/model your tent is!
Hey,
vielen Dank für den Guten Bericht!
kannst du jetzt nach einiger Zeit sagen, dass das Material Robust genug ist?
Hallo Christoph,
wir hatten das Zelt seit dem Testen nur wenige Male genutzt, da wir mit unseren Kleinkindern bis dato eingeschränkt waren.
Sagen wir einmal so:
Wenn das Zelt von Erwachsenen genutzt wird, die entsprechend aufpassen, dann hält das schon. Sollte es auch von weniger „mündigen“ Personen genutzt werden, dann würde ich zu etwas robusterem raten. Selbiges gilt für harsche Außenbedingungen (Wetter, Sturm, Regen, Schneefall). Hier hat das Zelt gewisse Limits. Dafür wiegt das Zelt halt wenig und hat ein sehr geringes Packmaß. Kein Vorteil, ohne Nachteil.
Falls du Interesse hast: Ich würde es auch verkaufen, da wir es wahrscheinlich in naher Zukunft nicht wirklich nutzen werden…
Grüße,
Mario