Nach langer, schlafreicher Nacht weckt uns die natürliche Frische des Winterraums. Der erste Blick durchs kleine Fenster erinnert an den gestrigen Morgen, also drehen wir uns nochmals um und wälzen uns in die Decken. Um halb 9 gibt’s gemeinsames Frühstück und nachdem zwischenzeitlich die Wolken verschwunden und der Sonne gewichen sind, beschließen Jürgen und ich mit leichteren Rucksäcken, den Gipfelsturm zu versuchen. Die deutschen Kollegen steigen ab, aber dadurch lassen wir uns nicht entmutigen :-) Heute nimmt Jürgen das Seil, dafür übernehme ich wieder die Spurarbeit, was sich als richtige Aufgabenteilung herausstellen sollte. Das Spuren ist heute noch zehrender als gestern, macht in der warmen Sonne aber unheimlich Freude! Das Stück ins Mitterkar zieht sich gewaltig und wir legen die erste pause ncah 2 Std. am Fuß des Kars ein, von wo aus wir die weitere Aufstiegsroute begutachten. Sieht gut aus. mittelässig Schnee und der komplette Felsen inkl. Klettersteig frei. Durch die enger werdende „Rinne“ gehts bis zum Einstieg, Ski auf den Rücken und über den Klettersteig ins Joch. Eine 10m Stelle sichern wir mit unserem Seil, da das Stahlseil unterm Schnee liegt und das Gelände nicht fehlerverzeihend ist.
Am Joch angekommen sehen wir eine Spur, die über den Taschachferner zur Wildspitze führt. Happy, das zu sehen, satteln wir wieder auf Ski um, rutschen einige Meter auf den Gletscher ab und queren diagonal zur Spur. Als es wieder steiler wird sehen wir das Gipfelkreuz, um das sich mehrere Skibergsteiger tummeln. Frohen Mutes, aber doch deutlich gekennzeichnet von den bisherigen Strapazen gehen wir die letzten Meter zum Skidepot, machen kurz Pause und stapfen zum Kreuz. Nach den obligatorischen Gipfelfotos machen wir uns an den Abstieg, fellen ab und folgen der Aufstiegspur zurück zum Mitterkarjoch. Erstaunlich schnell geht es über den Steig retour in die Rinne, die von oben weit weniger steil wirkt als wie von unten. Der Schnee ist stabil und erfreulich gut zu fahren und bis zum unteren Ende des Kars begleitet uns – wie schon den gesamten bisherigen Tag – die Sonne! Im flacheren Terrain halten wir uns in der Spur, der wir problemlos und nur mit 1x auffellen zur Hütte folgen. Kurze Pause, restliches Zeug in die Rucksäcke packen, Jausenbrot und hinunter ins Skigebiet. Der Steinkontakt hält sich überraschenderweise in Grenzen, was auch daran liegt, da wir unter der Hütte eine bessere Route als jene, die wir für den Aufstieg benutzt haben, wählen. Der Schnee ist wie erwartet unangenehm und kräftezehrend und wir erreichen glücklich im letzten Tageslicht das Auto.
Fazit: Was für ein Einstieg in die Skitourensaison! Wildspitze Mitte Oktober mit Ski ist wirklich der Hammer. Die Schneeverhältnisse für die Jahreszeit sehr gut, keine Unterlage, aber nach den Schneefällen der vergangenen Tage trotzdem genug um die Ski nicht komplett zu zerstören. Lawinenlage in den eingewehten Hängen heikel, Gletscherspalten shcwierig auszumachen – jedoch ist der Gletscherteil zwischen Mitterkarjoch und Wildspitze relativ (!) überschaubar.
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