Lange schon plane ich eine Sommerbesteigung der Königsspitze, die ich bis dato nur im Winter kenne. Der Wetterbericht für vergangenes Wochenende könnte nicht besser sein uns so machen wir uns auf den beschwerlichen Weg nach Sulden. Beschwerlich v.a. aufgrund des gesperrten Arlbergtunnels und einem ausländischen LKW, der es partout nicht geschafft hat, in eine der zahlreichen LKW-Buchten auszuweichen und die Kolonne vorbei zu lassen. Dann noch ein Unfall im Landecker Tunnel, der uns zur Umkehr und Fahrt via Landeck zwang. Aber Schwamm drüber, irgendwann waren wir dann doch in Alto Adige.
Am frühen Nachmittag trudeln wir dann mit einem halben Grillhendl frisch gestärkt bei der Seilbahnstation ein und packen uns zusammen. Rechtzeitig zum Start beginnt es zu regnen – von den 14 angekündigten Sonnenstunden ist weit und breit nichts zu sehen. Über die „klassische“ Route steigen wir vorbei an der Mittelstation zur Schaubachhütte und weiter in den dahinterliegenden Kessel. Am Gletscher seilen wir an und steigen immer höher, wobei wir den normalen Joch-Übergang links liegen lassen und zu einem Punkt westlich der Suldenspitze stapfen. Auf der anderen Jochseite steigen wir eine 35°-Firnflanke ab und wandern gemütlich zur schönen Pizzini Hütte, wo wir unser Nachtlager beziehen. Natürlich nicht ohne nahe Königsspitze im Licht der untergehenden Sonne zu bewundern…
Am nächsten Morgen machen wir uns um 03:30 auf die Socken und nähern uns rasch dem heutigen Tagesziel. Durch die 100-hm-Firn-Rinne gelangen wir zum Königsjoch, wo wir einen Rucksack deponieren. Seilfrei folgen wir den Spuren in der 40° steilen Firnflanke immer höher. An einer Stelle kommt für wenige Meter Eis durch – ansonsten könnten die Bedingungen nicht besser sein. Bei der Schulter unterhalb des Gipfelaufbaus beruhigt sich der Puls wieder, bevor es noch einmal steil wird und wir am Ende zum Gipfelgrat gelangen, der uns direkt zum Kreuz führt.
Der Abstieg gestaltet sich ähnlich nur das wir uns beim Königsjoch am Grat halten und diesem in Richtung Kräulspitze folgen. Wirklich lohnend ist der Abstieg durch den Bruchhaufen nicht und aufgrund der Schwierigkeiten entschließen wir uns kurz unterhalb des ersten Steilstücks zum Ausstieg. Dieser gelingt überraschend einfach durch eine nahe Schotterrinne. In der Direttissima spuren wir diagonal zur Casatihütte, und betreten erneut Gletschergelände. Nun nehmen wir den traditionellen Weg über das Joch und verlassen den unten aperen Gletscher weit links haltend. Wir landen in weglosem Schottergelände und folgen den später auftauchenden Markierungsstangen des Gletscherpfades über zahlreiche Moränen zur Hintergrathütte, wo wir rechtzeitig zum Abendessen eintreffen.
Fazit: Top Gebiet, top Tour. Technisch sehr anspruchsvoll. Stolpern ist in der steilen Flanke der Königsspitze ein absoluter No-Go!
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