Advertisement: Osprey Poco AG Plus

Prolog

Auf der Suche nach einer geeigneten Kindertrage für Familien-Bergsport mit dem Nachwuchs? Dann könnte die Osprey Poco AG Plus vielleicht das Richtige für euch sein. Weshalb wir uns für diese entschieden haben und ob wir mit unserer Wahl glücklich sind, erfahrt ihr hier. 

Eckdaten

Hersteller:   Osprey
Modell:    Poco AG Plus (2018)
Kategorie:   Kindertrage
Maße (LxBxH):   73 x 38 x 43 (cm, wenn vollgepackt)
Hauptmaterial:   210D Nylon Shadow Box
Farbe:   Seaside Blue
Gewicht:   3,48 kg
Max. Tragelast:    22 kg (inkl. Kind, Inhalt und Trage)
Hersteller Website:   Ospreyeurope.com
Bergfreunde Shop:   Bergfreunde.de
UVP:   370,– (EUR)
Sponsored Post   Ja

 

Ältere Modelle?

Im Gegensatz zu anderen Bergsportprodukten, die man über Jahrzehnte einsetzt, können Kindertragen je Kind nur wenige Saisonen genutzt werden. Das ist insbesondere in Anbetracht der hohen Anschaffungskosten recht kurz. Wer mit der Poco AG Serie liebäugelt, sollte auf jeden Fall ein Modell nach 2016 kaufen, denn ab dieser Reihe gibt es zahlreiche sinnvolle Weiterentwicklungen – z.B. beim Tragesystem. Außerdem gab es bei den im Frühjahr 2016 produzierten Serien eine Rückrufaktion.

Hinweise zur Nutzung von Kindertragen

  • Gewichtsverteilung: Man sollte sich im Klaren sein, dass ein 15-kg Rucksack nicht mit einer 15-kg Trage vergleichbar ist, da der Schwerpunkt gänzlich anders ist und mehr nach hinten zieht. 
  • Stabile Trekkingstöcke – speziell beim Bergabgehen.
  • Knöchelhohes Schuhwerk für mehr Stabilität – insbesondere für weniger trittsichere Personen.
  • Achtung bei Zweigen, Bäumen, Felsen, etc.: Der Kopf des Kindes befindet sich über dem Kopf des Trägers. Insbesondere acht geben beim Tragen einer Kappe/Sonnenhut oder ähnlichem, wo das Sichtfeld eingeschränkt wird bzw. der eigene Kopf gesenkt ist. Wir lassen den integrierten Sonnenschutz aus diesem Grund übrigens die meiste Zeit „ausgefahren“.
  • Trinkblase: Trage muss für Trinkpause nicht abgenommen werden. l
  • Spiegel in Fach am Hüftgurt: ermöglicht einen schnellen Kontrollblick zum Kind.
  • Standbügel unten: Dadurch kann die Trage senkrecht auf den Boden gestellt werden.
  • Sabberpolster: Auch, wenn dieser waschbar ist macht es aus hygienischen und optischen Gründen Sinn, immer eine Stoffwindel oder ähnliches darüber zu legen/wickeln.

Auf den Punkt gebracht

Die Poco AG Serie ist insgesamt sehr gut durchdacht, die Features ausgereift und das Design gelungen. Das rechtfertigt aus unserer Sicht den hohen Preis.

Transparency

Danke an die Fa. Bergfreunde, die das Produkt (beinahe) kostenlos zur Verfügung gestellt hat.

Gerne hätten wir direkt für die Fa. Osprey getestet bzw. noch lieber in der Zeit der Produktentwicklung unsere Erfahrungen eingebracht. Dann hätten gewissen Eigenschaften vielleicht bereits in dieser Modellreihe angepasst werden können. Wir würden uns wünschen, dass der Hersteller zumindest im Nachgang dieses Review liest und das ein oder andere in die Weiterentwicklung einfließen lässt. Damit wäre sicherlich auch anderen Eltern gedient!

Test

Weshalb wir uns für diese Trage entschieden haben

Die Poco AG Serie von Osprey sind die einzigen – uns bekannten – Tragen, die TÜV-zertifiziert sind. Normalerweise beeindruckt uns das wenig, aber in diesem Fall bringt das einen entscheidenden Vorteil gegenüber ALLEN anderen Herstellern: an den Seiten befindet sich jeweils ein starrer „Arm“, der für stabilen Abstand innerhalb der Trage sorgt. Das bedeutet konkret: Diese Arme halten die Trage bei einem rückwärtigen Sturz des Trägers in Position und schützen somit das Kind vor „Zusammendrücken“ durch den stürzenden Erwachsenen. Alle anderen Produkte, die wir gesehen haben, verwenden „softe“ Verbindungsteile, die mit diesem System nicht annähernd konkurrieren können. Natürlich ist ein Sturz unbedingt zu vermeiden – passieren kann aber immer etwas. Zusätzlich ermöglicht diese Konstruktion, dass man sich z.B. bei einer Pause mit der geschulterten Trage an eine Wand anlehnen kann.

Die Poco AG Serie

Die drei Modelle – „standard“, „plus“, „premium“ verfügen grundsätzlich über dieselbe Basisausstattung. Die Unterscheidung erfolgt bei den Zusatzfeatures, die sich auch in Gewicht („standard“ = leichteste) und Preis („standard“ = günstigste) widerspiegeln.

Klarer Vorteil der „plus“ und „premium“ im Vergleich zur „standard“-Variante ist das große, untere RV-Fach. Dieses lässt sich im ungenutzten Zustand einklappen. Ausgeklappt fasst es ca. 20L. Im oberen RV-Fach der „plus“ können weitere 8-10L Zuladung verstaut werden. Außerdem verfüge die beiden teureren Modelle über den verstellbaren „Fit-on-the-Fly™ Hüftgurt“, der eine individuellere Anpassung an den Träger ermöglicht.

Die „premium“ verfügt statt des oberen RV-Faches über einen abnehmbaren 11L-Rucksack. Die Position dieses Rucksacks ist oben und hinten, was sich leider ungünstig auf die Gewichtsverteilung auswirkt. Für uns ist dieses Feature nicht relevant, denn sobald wir als Familie unterwegs sind, trägt der Partner ebenfalls einen Rucksack. Und für einen alleine sollte das Platzangebot der „plus“ eigentlich ausreichend sein.

Was uns gut gefällt

  • Der integrierte Sonnenschutz ist ein absolutes Highlight! In wenigen Sekunden aufgebaut, mit seitlichen Mesh-Netzen, sowie einer durchgehenden Kunststoffabdeckung hinten und oben. Leichtem Regen hält der Schutz ebenfalls stand. Und er schützt vor leichten Hindernissen auf Kopfhöhe – z.B. Äste, Sträucher u.ä.
  • Das „Anti Gravity“-Tragesystem wird seit längerem in  Osprey-Trekkingrucksäcken genutzt – hat jedoch auch seine Tücken (siehe „Verbesserungspotenziale“). Die Last verteilt sich gut und das Airspeed-Netz liegt angenehm am Rücken. Das gesamte System sitzt relativ eng am Körper, was beim Probetagen im Geschäft ungewohnt ist. Beim ersten Ausflug fällt das allerdings gar nicht mehr auf – dafür fühlt man die ausgezeichnete Durchlüftung. Das Tragesystem kann schnell und stufenlos angepasst werden, was bei unterschiedlichen Sherpas hohen Komfort bietet. Die Hüftgurt-Flossen können gut angepasst werden und verfügen über (etwas zu) kleine RV-Taschen.
  • 2 stabile, große Tragegriffe an der Oberseite mit denen die Tage gehoben werden kann.
  • Zahlreiche Taschen, RV-Fächer und Befestigungsmöglichkeiten (z.B. für Kinderspielzeug). Insbesondere das große Fach unten sowie das kleinere oben auf der Rückseit inkl. wärmeisoliertem Top-Fach sind zu erwähnen.
  • Hoher Komfort für das Kind: stabiles, höhenverstellbares, sicheres Cockpit inkl. gefleecte Gurte, die einfach von einer Person bedient werden können (Stichwort: Gurtschnallen!) sowie abnehmbarer, waschbarer Sabberpolster. Die Steigbügel können abgenommen und verstaut oder bei Nutzung in der Länge angepasst werden.
  • Die Regenhülle bietet dank großer, seitlicher Sichtfenster Rundumsicht für unsere neugierige Maus und flattert nicht.
  • Design: die Trage ist stylisch und wirkt ausgereift. Nichts flattert oder wirkt deplatziert. Zusammengeklappt kann sie platzsparend verstaut und transportiert werden.
  • Die All Mighty Warranty ist eine umfassende Garantie für die (nach unserer Erfahrung) ohnehin sehr haltbaren Produkte von Osprey. Sollte trotzdem etwas passieren oder ein Schaden auftreten, dann sind der Kundendienst bzw. Reparaturservice wirklich hervorragend. Hier können sich andere Hersteller ein Beispiel nehmen!

Verbesserungspotenziale

  • Tragesystem/Hüftgurt: Insbesondere auf englischsprachigen Seiten erwähnen viele Käufer den unangenehmen Hüftgurt. Passform ist eine sehr subjektive Angelegenheit, jedoch ist es schon auffällig, dass wir beide ebenfalls Probleme mit dem Tragesystem haben. Bei Mario liegt die senkrechte, dicke Naht des Hüftgurts direkt am Hüftknochen auf und drückt sehr schmerzhaft auf diesen. Etwas Verbesserung schafft ein dicker Fleecestoff zwischen Hüfte und Gurt. Weiters drückt bei uns beiden der untere, verstärkte Bereich (hinter dem sich die Alustange befindet) unangenehm auf den Ischias-Bereich oberhalb des Gesäß. Ein Weg ist, die Trage höher zu schnallen, was wir bei all unseren anderen (Osprey) Rucksäcken aber anders handhaben und ebenfalls keine tolle Lösung ist. Mit einem deutlich schwerer bepackten Variant oder Mutant haben wir diese Probleme nicht – insofern wäre dieses Tragesystem für die Pocos aus unserer Sicht besser gewesen. Außerdem könnten die RV-Taschen am Hüftgurt etwas größer ausfallen, damit auch größere Smartphones, Kompaktkameras oder ähnliches problemlos darin Platz finden. 
  • Wasserreservoir-Fach: Die Öffnung, wo die Trinkblase verstaut wird, ist relativ schmal, eng und verläuft quasi um die Ecke. Auf der Rückseite ist das Verstellsystem des Tragesystems mit Haken etc. im Weg. Größere bzw. starre Blasen bekommt man angefüllt nicht oder nur mit großem Aufwand durch die Öffnung. Wir haben weder ältere Osprey-Trinkblasen (2 L mit starrem Rücken) noch unsere vorhandenen Reservoirs (1,5-3L) anderer Hersteller (insbesondere wenn diese oben einen großen Drehverschluss haben!) durch die Öffnung bekommen. Laut Hersteller ist die Poco AG Serie mit den Hydraulics/Hydraulics LT Produkten kompatibel. Die 1,5 und 2L Varianten bekommt man wahrscheinlich gut hinein, für die 2,5 und 3L Modelle ist „Gefühl“gepaart mit sanfter Gewalt notwendig. Und es hilft, die Blasen nicht bis zum Anschlag zu füllen. Uns ist unverständlich, weshalb die Öffnung oben nicht größer bzw. generell anders konstruiert ist. Wir haben uns schlussendlich für eine neue 2,5 Hydraulics LT Blase entschieden, die ein guter Kompromiss ist. Die normalen Hydraulics liegen entweder mit dem verstärkten Rückenteil oder der Öffnung zum Trinkschlauch unangenehm am Rücken. Positiv sei der Magnetclip der Hydraulics erwähnt, negativ, dass das Handling mit einem seitlichen Anschluss des Trinkschlauches besser wäre. Zu guter Letzt: wer sehr heiße/kalte Getränke in die Blase füllt (z.B. an einem Gebirgsbach) spürt die Temperatur deutlich am Rücken, da dazwischen nur dünnes Mesh-Material ist.
  • Regenhülle: Positiv anzumerken ist, dass eine maßgeschneiderte Regenhülle im Lieferumfang inkludiert ist. Schade ist jedoch, dass das hintere, große Packfach frei gelassen wurde. Vorteil: direkter Zugang zum Fach. Nachteil: bei Regen kann Wasser eintreten. Eine durchgehende Hülle wäre aus unserer Sicht besser, denn während es regnete kramt man normalerweise sowieso nicht im Transportfach herum.
  • Stockhalterung: Stöcke sind eigentlich ein Must-have-Accessoire bei der Nutzung von Kindertragen. Sinnvoll wäre es, wenn diese bei Passagen, wo mit den Händen zugepackt wird, schnell außen befestigt werden könnten. Diese Halterung könnte auch für einen Pickel genutzt werden – Stichwort „Gletscher/Hochtour“ und Altschneefelder.
  • Mesh-Seitentaschen: Wären diese einige cm höher, dann könnte man auch gut eine Trinkflasche darin mitführen. So sollten nur niedrige/kleine Gegenstände darin verstaut werden. 
  • Preispolitik: Die UVPs der Poco AG Serie haben sich in eineinhalb Jahren um über 15% erhöht. Das ist weder mit steigenden Material- noch Lohnkosten gerechtfertigt. Eine Preissteigerung ist grundsätzlich ok, aber dieser Sprung muss nicht sein. Insbesondere, da junge Familien sowieso nicht in Geld schwimmen und weder Löhne, noch Zuschüsse oder anderes in diesem Ausmaß steigen.

Persönliche Erfahrungen

Wir haben uns im Vorfeld lange mit dem Thema Kindertragen auseinander gesetzt und mehrere Hersteller ausprobiert. Die Entscheidung für die Poco AG Serie ist uns aufgrund der Sicherheitsfeatures (Seitenarme, Cockpit) leicht gefallen. Länger überlegt haben wir, ob wir zur Premium- oder zur Plus-Variante greifen. Aus Preis-Leistungs-Gründen und weil wir zu Gunsten des Gewichts auf den Vorteil eines abnehmbaren Daypacks verzichten können, haben wir uns für die Plus entschieden. Eine Entscheidung, zu der wir nach wie vor 100% stehen. Dankenswerterweise hatten wir bei der Produktwahl vollkommen freie Hand und wurden von der Fa. Bergfreunde unterstützt!

Wer uns kennt, weiß, dass wir gerne längere, anspruchsvolle Bergfahrten unternehmen. Die Ziele und Schwierigkeiten haben sich mit unserer Lena natürlich geändert – jedoch sind wir immer noch verhältnismäßig tough im Gelände unterwegs. Die Poco AG Serie ist quasi der Mercedes unter den Kindertragen und wir können sie bergsportbegeisterten Eltern mit erhöhtem Sicherheitswunsch empfehlen. Das Tragesystem ist mit mit der erwähnten Modifikationen für uns ok, aber leider weit weg von optimal. Tragen wie z.B. die Deuter AirComfort sind in diesem Bereich besser konstruiert. Tipp: jedenfalls mit einem dünnen T-Shirt über längere Zeit mit viel Gewicht ausprobieren und Stufen steigen. Dann lässt sich besser abschätzen, ob ihr mit dem Tragesystem zurecht kommt.

Apropos: hinsichtlich der Schlafposition der kleinen Passagiere sollte unbedingt auf die Stellung des Kopfes geachtet werden! Ggf. hilft hier eine zusätzliche Stützung mittels Stoffwindel, Polster oder ähnlichem, damit Kopf und Wirbelsäule nicht zu sehr beansprucht werden.

Last-but-not-least überzeugt uns die durchdachte Produktgestaltung inkl. zahlreicher, nützlicher Features, wie beispielsweise die Befestigungsschlaufen für Kinderspielzeug, das innovative Sonnendach, der waschbare Sabberpolster, u.v.m.